Italienische Kochkunst als UNESCO-Immaterielles Kulturerbe anerkannt
Bearbeitet von: Olga Samsonova
Die kulinarischen Traditionen Italiens, tief verwurzelt in den Prinzipien der Nachhaltigkeit und biokulturellen Vielfalt, wurden offiziell in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Die einstimmige Entscheidung des Intergovernmental Committee fiel während dessen Tagung in Neu-Delhi, Indien. Diese Anerkennung würdigt die gesamte kulturelle Praxis des Kochens und des gemeinsamen Essens, wie das traditionelle Sonntagsmahl, und nicht nur einzelne Gerichte wie Pasta, Pizza oder Risotto.
Die Auszeichnung hebt insbesondere die Praktiken der sogenannten „cuochi contadini“ (Bauernköche) hervor, deren Methoden untrennbar mit den lokalen landwirtschaftlichen Erzeugnissen verbunden sind, wie sie etwa in Regionen wie Kalabrien gepflegt werden. Die italienische Regierung, vertreten durch Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, sieht in diesem Status eine globale Bestätigung eines kulturellen Modells und zugleich ein strategisches Gut für die nationale Wirtschaft. Meloni betonte, dass die Küche für Italiener weit über die reine Nahrungsaufnahme hinausgehe und Kultur, Tradition, Arbeit sowie Wohlstand repräsentiere.
Der ökonomische Wert der italienischen Gastronomie wird aktuell auf 251 Milliarden Euro geschätzt, was einer Steigerung von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, basierend auf Analysen von Coldiretti unter Nutzung von Daten des Deloitte Foodservice Market Monitor 2025. Der internationale Konsum wird maßgeblich von den Vereinigten Staaten und China getragen, die zusammen über 65 Prozent des weltweiten Verbrauchs ausmachen. Diese Anerkennung soll zudem ein wichtiges Instrument im Kampf gegen den verbreiteten „Italian Sounding“ sein, da laut einer Umfrage von Coldiretti/Censis 53 Prozent der Italiener im Ausland auf fälschlicherweise als italienisch deklarierte Angebote stoßen.
Zur strukturellen Förderung dieses immateriellen Erbes wurden mehrere Initiativen gestartet. Die Akademie für italienische Wein- und Esskultur (Accademia della cultura enogastronomica italiana) wurde ins Leben gerufen, um professionelle Aus- und Weiterbildung zu gewährleisten. Diese Akademie ist eine Kooperation von Organisationen wie Filiera Italia, Coldiretti und Campagna Amica mit dem Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit. Ergänzend wurde das Internationale Observatorium für italienische Küche und guten Geschmack angekündigt, welches das kulturelle Kapital überwachen und fördern soll. Die Akademie zielt darauf ab, authentisches „Made in Italy“ weltweit zu verbreiten und die Wissenslücke bezüglich echter italienischer Produkte zu schließen.
Historisch gesehen stellt die Erklärung der gesamten Küche eines Landes zum Weltkulturerbe ein Novum dar, nachdem bereits die Kunst des neapolitanischen Pizzabackens diesen Status seit 2017 genießt. Die italienische Küche, die auf die Qualität weniger Zutaten setzt, hat ihre Wurzeln bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgt, geprägt durch römische und später arabische Einflüsse. Eine Umfrage von Coldiretti/Censis ergab, dass 94 Prozent der Italiener diese UNESCO-Anerkennung als Chance für die nationale Wirtschaftsentwicklung bewerten.
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Quellen
ReggioTV Canale 14
LaPresse
Fanpage
Unesco Commissione Nazionale Italiana per l'Unesco
Ambasciata d'Italia Abuja
Food Affairs
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