Namen und Attribute des Göttlichen in Islam und Judentum

Bearbeitet von: Vera Mo

Monotheistische Religionen, die sich zur Einheit des Schöpfers bekennen, artikulieren die göttliche Natur durch eine Fülle von Appellationen, die unterschiedliche Facetten der einen göttlichen Persönlichkeit beleuchten. Diese Namen dienen dazu, die verschiedenen Charaktereigenschaften und Interaktionen des Göttlichen mit der Welt zu beschreiben, beispielsweise als König oder als Quelle unendlicher Barmherzigkeit. Der Monotheismus, definiert als der Glaube an einen einzigen, allumfassenden Gott, findet seine prominentesten historischen Ausprägungen im Judentum, Christentum und Islam. Judentum gilt als Paradebeispiel dieses Eingottglaubens, obwohl frühe biblische Texte Hinweise auf eine Vielfalt göttlicher Vorstellungen zeigen können.

Sowohl der Islam als auch das Judentum führen ihre spirituelle Linie auf den Propheten Abraham zurück und besitzen jeweils einen heiligen Eigennamen für die Gottheit, der sich von beschreibenden Titeln abhebt. Im Islam ist dieser Singularname Allah. Der Koran bekräftigt die Verwendung der „besten Namen“, zu denen Ar-Rahman (der Allerbarmer) zählt. Die islamische Tradition kennt die 99 Namen Allahs (Al-Asma ul Husna), welche Eigenschaften wie Barmherzigkeit, Weisheit und Stärke repräsentieren. Von diesen 99 Namen stehen 84 wörtlich im Koran und werden dort insgesamt 1.286 Mal erwähnt; einige Gelehrte identifizieren sogar 132 Namen im Koran.

Im Judentum ist der intimste, Mose offenbarte Name das Tetragrammaton, dargestellt durch die vier hebräischen Konsonanten YHVH. Die Offenbarung in Exodus 3:13-15 nennt Gott Ehyeh asher Ehyeh, was die Betonung auf den lebendigen Gott des Werdens hervorhebt. Das Tetragrammaton, das rund 6.800 Mal in der Hebräischen Bibel vorkommt, wird etymologisch vom Verb „sein“ oder „werden“ abgeleitet und bedeutet sinngemäß „derjenige, der Sein und Werden verursacht“. Aus Respekt vor seiner Heiligkeit vermeiden fromme Juden die Aussprache von YHVH und ersetzen ihn im liturgischen Kontext durch Adonai („Herr“) oder im alltäglichen Sprachgebrauch durch HaShem („der Name“).

Diese spezifischen Namen stehen im Kontrast zu generischen westsemitischen Bezeichnungen für „ein Gott“ oder „Gott“, die im Hebräischen als El, Elah, Elohei und Elohim existieren und im Arabischen als Al-Ilâhî belegt sind. Im Judentum ersetzte der Name El Shaddai (oft als „Allmächtiger Gott“ übersetzt) einen früheren Appell. Die Bedeutung von El Shaddai ist umstritten; einige Forscher leiten es vom akkadischen Wort für „Berg“ (shadû) ab, während andere eine Verbindung zu „stark sein“ sehen. Die griechische Übersetzung der Tora, die Septuaginta, übersetzte El Shaddai in vielen Fällen mit dem griechischen Begriff pantokrator, was „der Allmächtige“ bedeutet.

Die gemeinsame Abstammung manifestiert sich in Attributen, die in beiden Traditionen wiederkehren, wie etwa „Barmherzig“ (Ar-Rahman im Arabischen und El Rakhum im Hebräischen). Die Existenz von 70 bekannten Namen im jüdischen Schrifttum und den 99 Namen im Islam unterstreicht die theologische Überzeugung, dass das eine göttliche Wesen ein allumfassender, vielschichtiger Charakter ist. Die unterschiedlichen Namen dienen somit als theologische Werkzeuge, um die unendliche Natur des einen Schöpfers in menschlich erfassbaren Konzepten darzustellen.

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Quellen

  • Eurasia Review

  • Monotheists Loving One Name Of God Above All Others – OpEd - Eurasia Review

  • God's 99 names and YHVH for Jews and Allah for Muslims | Allen S. Maller - The Blogs

  • God Has a Name: Yahweh - The Far Reaches of Grace

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