Mikrobielle Öle als Alternative zu Palmöl: Fortschritte in Biotechnologie und Kommerzialisierung
Bearbeitet von: Olga Samsonova
Die weltweite Abhängigkeit von Palmöl, die eng mit erheblichen Entwaldungsrisiken verbunden ist, fördert intensive Forschungsanstrengungen zur Entwicklung nachhaltigerer Ersatzstoffe. Mikrobielle Öle, gewonnen aus spezialisierten Hefen oder Mikroalgen, zeigen vielversprechende Eigenschaften, die mit der Vielseitigkeit von Palmöl konkurrieren können, insbesondere im Segment der Spezialfette. Die aktuelle Forschung konzentriert sich darauf, die Produktion dieser Fette in industriellem Maßstab zu etablieren, um die Marktlücke zum etablierten Produkt zu schließen.
Ein zentraler Akteur in diesem Feld ist die Optimierung des Hefestamms *Metschnikowia pulcherrima*, dessen Öle bereits für kosmetische Anwendungen geeignet sind, wobei Lebensmittelanwendungen für die nahe Zukunft erwartet werden. Parallel dazu treibt das niederländische Unternehmen NoPalm Ingredients die Kommerzialisierung voran. Dieses Unternehmen errichtet eine Demonstrationsanlage am Food Innovation Campus in Ede, Niederlande, in Partnerschaft mit NIZO Food Research. Die industrielle Produktion dieser Anlage, die nicht gentechnisch veränderte Hefen nutzt, um landwirtschaftliche Reststoffe in sogenannte „Drop-in“-Hefeöle umzuwandeln, ist für die zweite Hälfte des Jahres 2026 angesetzt. Die neue Anlage soll die Produktionsschritte konsolidieren, um Zeit zu sparen und Kosten zu senken, mit dem Ziel, jährlich mehrere hundert Tonnen Hefeöl zu produzieren und bis 2028 auf über 1.200 Tonnen zu skalieren.
Ein weiterer signifikanter Fortschritt wird von Checkerspot aus Kalifornien erzielt, das eine Alternative auf Basis der Mikroalge *Prototheca moriformis* entwickelt hat. Dieses Öl, optimiert durch klassische Stammverbesserung, weist ein Fettsäureprofil auf, das dem von hoch-oleischem Palmöl ähnelt, mit über 55% Ölsäure und vergleichbaren Palmitinsäurewerten. Die Entwicklung erfolgte ohne den Einsatz gentechnischer Verfahren, was den regulatorischen Weg erleichtern und die Marktakzeptanz für nicht-GVO-Inhaltsstoffe erhöhen soll. Die Skalierbarkeit dieses Prozesses wurde von Labor- auf Industrieebene demonstriert, wobei Öltiter von bis zu 145 Gramm pro Liter erreicht wurden, was etwa 70% des Trockenzellgewichts entspricht.
Solche mikrobiellen Ansätze versprechen erhebliche ökologische Vorteile, darunter eine Reduktion der CO2-Emissionen um bis zu 95% und einen deutlich geringeren Landverbrauch im Vergleich zu Palm- oder Sojaöl. Während Palmöl weltweit auf etwa 30 Millionen Hektar angebaut wird und seine hohe Ergiebigkeit einen wirtschaftlichen Vorteil darstellt, sind die ökologischen Kosten durch die Rodung tropischer Wälder immens. Die biotechnologischen Öle bieten eine Chance, diese systemischen Probleme zu umgehen, indem sie eine dezentrale, rückverfolgbare Produktion ermöglichen, die oft auf landwirtschaftlichen Reststoffen basiert und somit nicht mit der Nahrungsmittelproduktion konkurriert.
Trotz dieser technologischen Durchbrüche bleibt die Marktdurchdringung eine Herausforderung, primär aufgrund der Notwendigkeit, mit der derzeitigen hohen Volumeneffizienz und den niedrigen Kosten von konventionellem Palmöl mitzuhalten. Die Etablierung dieser biotechnologischen Öle als echte „Drop-in“-Ersatzstoffe für Massenmärkte erfordert weiterhin eine signifikante Senkung der Produktionskosten, um die Preisparität mit dem etablierten, umweltschädlichen Marktführer zu erreichen.
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Quellen
just-food.com
NoPalm Ingredients and NIZO plan demo-scale yeast oil factory in the Netherlands
Yeast-Derived Palm Oil Alternative: a disruption to watch out Cosmetics
Fermentation-based palm oil maker NoPalm graduates to demo scale - Biofuels Digest
Fermentation-based palm oil maker NoPalm graduates to demo scale - Biofuels Digest
Palm Oil Relatively More Sustainable 2025 - PASPI
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