Akustische Analyse: Schnurren als stabileres Identifikationsmerkmal bei Hauskatzen
Bearbeitet von: Olga Samsonova
Eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung hat eine bemerkenswerte akustische Eigenschaft domestizierter Katzen identifiziert: Das rhythmische Schnurren dient als ein weitaus stabileres akustisches Kennzeichen zur Identifizierung einzelner Tiere als das Miauen. Forscher nutzten hochentwickelte Methoden, die ursprünglich aus der menschlichen Spracherkennung adaptiert wurden, um die komplexe Struktur beider Vokalisationen detailliert zu analysieren. Die Ergebnisse belegten eindeutig, dass die Signaturen des Schnurrens eine signifikant höhere zeitliche Konsistenz aufwiesen als die des Miauens, was sie für eine eindeutige Identifikation prädestiniert.
Jede untersuchte Katze präsentierte ein charakteristisches Schnurrmuster, welches traditionell mit Zuständen der Entspannung oder der frühen Mutter-Kitten-Kommunikation assoziiert wird. Im Gegensatz dazu demonstriert das Miauen eine bemerkenswerte vokale Flexibilität, insbesondere in der Interaktion mit dem Menschen, wo es häufig zur Äußerung von Bedürfnissen wie dem Einfordern von Nahrung oder Aufmerksamkeit dient. Diese hohe Anpassungsfähigkeit führt dazu, dass die akustischen Merkmale des Miauens innerhalb desselben Individuums weitaus größere Schwankungen aufweisen als die des konstanten Schnurrens.
Die Stabilität des Schnurrens könnte mit der Art seiner Erzeugung zusammenhängen. Während Miauen und Kreischen im Kehlkopf entstehen, wurde lange angenommen, das Schnurren erfordere zyklische Muskelkontraktionen im Kehlkopf, gesteuert durch das Gehirn, typischerweise bei Frequenzen von 20 bis 30 Hz. Neuere Forschungsergebnisse, die exzidierte Katzenkehlköpfe untersuchten, deuten jedoch darauf hin, dass diese Laute auch ohne kontinuierlichen neuronalen Input durch selbsterhaltende Schwingungen erzeugt werden können, was auf ein einzigartiges Gewebspolster in den Stimmlippen hindeutet.
Im Rahmen der evolutionären Betrachtung verglichen die Wissenschaftler die Vokalisationen der Hauskatze mit denen von fünf verwandten Wildtierarten, darunter die Afrikanische Wildkatze und der Puma. Die Analyse ergab, dass die Miautöne der Hauskatze eine substanziell höhere Variabilität im Vergleich zu ihren wilden Vettern aufwiesen. Diese erhöhte Flexibilität wird von den Forschern als eine direkte Folge der Anpassung der Hauskatze an die vielfältigen und wechselnden Umweltbedingungen und Erwartungen des Zusammenlebens mit dem Menschen interpretiert.
Die Domestikation der Hauskatze, die von der Falbkatze abstammt, fand sowohl im Nahen Osten als auch in Ägypten statt. Die Anpassung der Hauskatze an menschliche Routinen führte zu einer Verhaltensverschiebung, die möglicherweise früher einsetzte als die Veränderung äußerer Merkmale. Die nun gewonnene Erkenntnis über die höhere Identifikationssicherheit des Schnurrens bietet eine neue Perspektive auf die akustische Signatur der Katze, die über die rein emotionale Interpretation des Miauens hinausgeht und eine stabilere Grundlage für die individuelle akustische Erfassung bietet.
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Quellen
research-in-germany.org
ResearchGate
ResearchGate
Associazione Teriologica Italiana
Museum für Naturkunde Berlin
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