Sfyria: Die einzigartige Pfeifsprache des griechischen Dorfes Antia vor dem Aussterben bewahren
Bearbeitet von: Vera Mo
Linguisten widmen sich derzeit intensiv den Bemühungen, Sfyria zu erhalten – eine äußerst seltene Pfeifsprache, die in Antia, einem kleinen Dorf auf der griechischen Insel Euböa in der Ägäis, Anwendung findet. Diese Kommunikationsform, die ausschließlich auf Pfeiftönen basiert und den Lauten des modernen Griechisch nachempfunden ist, wird nur noch von einer Handvoll älterer Dorfbewohner aktiv gepflegt. Aufgrund ihrer akustischen Eigenschaften können Nachrichten in Sfyria Distanzen von bis zu 4 Kilometern überwinden, was die Reichweite normaler menschlicher Sprache bei Weitem übertrifft.
Jeder einzelne Ton in Sfyria korrespondiert exakt mit einem Buchstaben des griechischen Alphabets; deren Aneinanderreihung formt schließlich Wörter und verständliche Sätze. Der Linguist Dimitris Chengkes beschreibt Sfyria treffend als eine pfeifende Transkription des Griechischen, bei der jedes Sprachelement in ein spezifisches Tonmuster umgewandelt wird. Historisch gesehen wurde dieses System über Jahrhunderte hinweg unter den Hirten und Bauern von Antia weitergegeben, was auf eine tief verwurzelte Verbindung zur agrarischen Lebensweise hindeutet. Die genauen Ursprünge dieser Sprache sind wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt, wenngleich Theorien existieren, die eine Verbindung zum Altgriechischen und zu musikalischen Ausdrucksformen mit einer Geschichte von über 2500 Jahren nahelegen.
Eine Hypothese, die im Rahmen von Berichten des PBS NewsHour thematisiert wurde, legt nahe, dass Sfyria möglicherweise von Persern entwickelt wurde, die nach ihrer Niederlage in der Schlacht bei Salamis im Jahr 480 vor Christus an die Küsten Euböas verschlagen wurden und diese Sprache zur verschlüsselten Kommunikation nutzten. Internationale Aufmerksamkeit erlangte Sfyria erstmals im Jahr 1969 nach einem Flugzeugabsturz in den Bergen nahe Antia. Rettungskräfte wurden Zeugen, wie diese Sprache zur Übermittlung von Nachrichten an lokale Hirten eingesetzt wurde. Trotz ihres unbestreitbaren kulturellen Wertes ist die Sprache akut vom Aussterben bedroht, da die Zahl der Sprecher sinkt und die Bevölkerung des Dorfes zunehmend altert.
Aktuellen Schätzungen zufolge können in Antia, das insgesamt nur etwa 37 Einwohner zählt, höchstens sechs Personen Sfyria fließend pfeifen. Hinzu kommt, dass rund 25 ältere Bewohner Schwierigkeiten beim Pfeifen haben, was auf die Verwendung von Zahnprothesen zurückzuführen ist. Ein wichtiger Schritt zur Sicherung des Erbes erfolgte im Jahr 2019, als Sfyria in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes Griechenlands aufgenommen wurde.
Panagiotis Tsanvaris, der Präsident des Kulturvereins von Antia, setzt sich vehement für die Erhaltung von Sfyria ein. Er reist durch ganz Griechenland, um junge Menschen in Schulen mit diesem einzigartigen linguistischen Phänomen vertraut zu machen. Die Isolation des Dorfes, die maßgeblich zur Bewahrung der Sprache beigetragen hat, wird durch alltägliche Fakten untermauert: Straßen, Wasserversorgung und Elektrizität erreichten Antia erst vor dreißig Jahren; das erste Telefon im Dorfzentrum wurde sogar erst 1997 installiert. Im Gegensatz dazu wurde Silbo Gomero, die Pfeifsprache der Kanarischen Inseln, bereits 2009 von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärt und an das Spanische angepasst. Dies unterstreicht die Besonderheit von Sfyria als der einzigen bekannten Pfeiftranskription, die direkt dem griechischen Sprachkorpus entspringt.
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Quellen
omegalive.com.cy
Κέντρο Ελληνικής Γλώσσας
Συνείδηση
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