Jugendliches Leseengagement wandelt sich im digitalen Zeitalter

Bearbeitet von: Olga Samsonova

Die verbreitete Annahme einer generellen Lesekrise bei Jugendlichen wird durch aktuelle Daten zunehmend relativiert; vielmehr deuten Befunde auf eine Transformation des Leseengagements hin, das sich in digitalen Ökosystemen manifestiert. Forschungen, darunter Studien von Cuesta (2021) und Echarri (2025), belegen die aktive Beteiligung junger Menschen auf Plattformen wie Wattpad und Goodreads, wo sie nicht nur Inhalte konsumieren, sondern auch literarische Diskussionen führen und selbst verfassen.

Statistiken aus Spanien untermauern diesen Trend: Im Jahr 2024 griffen beachtliche 75,3 % der 14- bis 24-Jährigen zur Freizeitlektüre und stellten damit die lesefreudigste Altersgruppe dar. Zeitgenössische Entwicklungen zeigen einen Aufschwung spezifischer Jugendliteraturgenres, insbesondere Romanzen und Fantasy, was maßgeblich durch die Dynamik sozialer Medien wie BookTok angetrieben wird; auf dieser Plattform existieren mittlerweile rund 30 Millionen Beiträge, die den Konsum und die Diskussion von Büchern befeuern. Diese modernen Lesegewohnheiten, die sich in vielfältigen Formaten wie digitalen Romanen, Manga und Fanfiction auf Bildschirmen abspielen, werden von Erwachsenen oft übersehen.

Auch in Mexiko verzeichnete das INEGI für das Jahr 2025 eine Erholung der Lesefrequenz, angeführt von jungen Menschen, die eine breite Palette an Lektüren adaptieren. Laut Echarri (2025) ist die Ablehnung von Schulaufgaben selten ein Ausdruck der Vermeidung von Lektüre an sich, sondern vielmehr ein Widerstand gegen obligatorische Texte, deren Themen nicht mit den aktuellen Interessen der Jugend korrespondieren. Der zentrale Konflikt besteht in der Tendenz Erwachsener, die von Jugendlichen gewählten Leseinhalte abzuwerten und populäre Genres als nicht „ernsthaft“ genug einzustufen.

In Deutschland belegt die JIM-Studie 2024, dass 37 % der Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren regelmäßig gedruckte Bücher lesen, was einen leichten Anstieg gegenüber 35 % im Jahr 2023 darstellt, während E-Books mit einer Nutzungshäufigkeit von 62 % weiterhin unpopulär bleiben. Progressive Bildungsansätze fordern die Anerkennung und Wertschätzung dieser aktuellen Lesepraktiken, anstatt auf die Durchsetzung traditioneller Konsummuster zu drängen.

Die kulturelle Relevanz dieser neuen Literaturformen wurde durch das LITERAL 2025 Internationale Jugendliteraturfestival in Buenos Aires unterstrichen, das am 8. und 9. November 2025 in der Biblioteca Parque de la Estación stattfand. Organisiert vom Kulturministerium der Stadt Buenos Aires und der Cátedra Vargas Llosa, versammelte das kostenlose Festival internationale Autoren wie Iria Parente und Selene Pascual sowie mexikanische Content Creator wie Raiza Revelles und Claudia Ramírez Lomelí, um den Dialog über zeitgenössische Lese- und Schreibformen zu fördern.

Die Verschiebung hin zu digitalen und sozialen Leseformen, oft als „Social Reading“ bezeichnet, ermöglicht eine nahezu Echtzeit-Analyse des Leseverhaltens, wie Prof. Dr. Gerhard Lauer von der Universität Basel feststellte. Plattformen wie Wattpad, das weltweit über 80 Millionen junge Nutzer hat, die täglich rund 100.000 Geschichten teilen, verändern das Verständnis von Kultur. Die Anerkennung dieser digitalen Kanäle als legitime Orte des literarischen Austauschs und der Kreativitätsentfaltung ist ein Schlüssel zur Förderung einer generationenübergreifenden Leseförderung, die die digitale Transformation als gegeben akzeptiert.

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Quellen

  • El Pilón | Noticias de Valledupar, El Vallenato y el Caribe Colombiano

  • Extranoticias

  • El Pilón

  • Accio

  • Excélsior

  • EL PAÍS

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