Oxford English Dictionary kürt „Rage Bait“ zum Wort des Jahres 2025

Das Oxford English Dictionary (OED) hat den Ausdruck „Rage Bait“ offiziell zum Wort des Jahres 2025 ernannt. Diese Entscheidung erfolgte nach einer dreitägigen öffentlichen Abstimmung, an der über 30.000 Teilnehmer mitwirkten. Die Auszeichnung reflektiert eine signifikante Verschiebung in der Ethik der Online-Interaktion, da die Verwendung des Begriffs im letzten Jahr bis Dezember 2025 um das Dreifache anstieg.

Die Experten der Oxford University Press definierten „Rage Bait“ als absichtlich online platzierte Inhalte, die durch Provokation, Beleidigung oder Frustration Ärger oder Empörung hervorrufen sollen. Das primäre Ziel dieser Taktik ist die Steigerung des Traffics oder des Engagements auf der jeweiligen digitalen Plattform. Casper Grathwohl, Präsident von Oxford Languages, betonte, dass diese Wahl eine wachsende Sensibilisierung für manipulative digitale Strategien signalisiert. Dies steht im Kontrast zur Wahl von „Brain Rot“ im Jahr 2024, welche die mentale Ermüdung durch minderwertige Inhalte thematisierte.

Etymologisch ist „Rage Bait“ eine Zusammensetzung aus „Rage“ (Zorn) und „Bait“ (Köder), wobei beide Vokabeln historisch bis ins Mittelenglische zurückreichen. Die früheste dokumentierte Verwendung des zusammengesetzten Ausdrucks stammt aus dem Jahr 2002 in einem Usenet-Beitrag, wo er die Reaktion eines Fahrers auf absichtliche Aggression durch ein anderes Fahrzeug beschrieb. Die damit verbundene Praxis wird oft als „Rage-Farming“ bezeichnet, eine systematischere Strategie zur Aufrechterhaltung des Engagements durch provokatives Material, das häufig Desinformation oder Verschwörungstheorien einschließt.

Die Analyse der Sprachdaten durch die Sprachexperten von Oxford basierte auf einem Korpus von 25 Milliarden Wörtern zur Identifizierung relevanter Trends. Die deutliche Zunahme der Nutzung von „Rage Bait“ deutet darauf hin, dass die Öffentlichkeit eine schnellere Involvierung in polarisierende Streitigkeiten wahrnimmt, was oft durch Algorithmen sozialer Medien und die Sucht erzeugende Natur von Empörungsinhalten verstärkt wird. Diese Dynamik belohnt die Verbreitung von „Rage Bait“ mit erhöhter Aufmerksamkeit, was die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit der digitalen Ethik unterstreicht. Organisationen wie die Amadeu Antonio Stiftung thematisieren solche Taktiken im Kontext des Kampfes gegen Hass im Netz.

Die Shortlist für die Auszeichnung 2025 umfasste neben dem Gewinner noch zwei weitere Begriffe, die das Spektrum der gesellschaftlichen Konversationen im Jahr 2025 abbildeten. „Aura Farming“ beschreibt die Kultivierung einer charismatischen Online-Persönlichkeit zur Beeindruckung durch subtile Präsentation von Selbstvertrauen oder Mystik. „Biohack“ hingegen meint das Streben nach Optimierung der physischen oder mentalen Leistungsfähigkeit durch diätetische, sportliche oder technologische Eingriffe. Zum Vergleich kürte das Cambridge Dictionary im selben Jahr das Adjektiv „parasocial“, welches einseitige emotionale Bindungen zu öffentlichen Personen beschreibt, zu seinem Wort des Jahres.