Fedez und Emis Killa leiten Musik-Workshop im Gefängnis Monza im Rahmen des Projekts „Free For Music“

Bearbeitet von: Inna Horoshkina One

Emis Killa - Dämonen (Offizielles Video)

Am Freitag, dem 12. Dezember 2025, änderte sich die gewohnte Geräuschkulisse im Gefängnis San Quirico in Monza für über eine Stunde grundlegend. An die Stelle von Schritten, Durchsagen und Kommandos traten Beats, persönliche Erzählungen und jene Stille, in der Menschen nach langer Zeit wieder aufrichtig einander zuhören können.

Das Projekt Free For Music, ins Leben gerufen von Orangle Records unter der sozial-pädagogischen Leitung von Paolo Piffer, wurde nicht für einen schönen Bericht ins Leben gerufen. Sein Ziel ist weitaus ambitionierter: Musik als Medium zur Selbstreflexion und Neuorientierung einzusetzen. Sie soll nicht bloßer Hintergrund sein, sondern ein Spiegel. Diesmal blickten Fedez und Emis Killa gemeinsam mit den Insassen in diesen Spiegel.

Wenn Rap hinter Gitterstäbe dringt

Rund 80 Häftlinge versammelten sich in San Quirico. Das Format war bewusst einfach, gerade deshalb aber wirkungsvoll:

  • Es gab keine Bühne nach dem Motto „Wir sind Künstler – ihr seid Publikum“;

  • Es fand ein offener Austausch darüber statt, was geschieht, wenn eine einzige Entscheidung die Lebensbahn verändert;

  • Es ging um die Definition von Freiheit, wenn man physisch eingesperrt ist.

  • Emis Killa, der bereits Erfahrung mit dem Projekt hatte und sichtlich emotional involviert war, brachte den frischen Wind seiner neuesten Werke mit: sein am 5. Dezember 2025 veröffentlichtes Album “Musica Triste”. Fünfzehn Titel, die Quintessenz des Hip-Hop mit einer scharfen, unverblümten Sprache, die nicht vorgibt, Schmerz existiere nicht.

    Für eine kleine Gruppe von zwanzig Teilnehmern spielte er die neuen Stücke quasi als Belastungstest vor: hält die eigene Geschichte dem Widerhall derer stand, die selbst hinter Mauern leben müssen.

    Freiheit, wenn die Schlüssel fehlen

    Das zentrale Thema des Treffens war paradox: Freiheit dort, wo sie scheinbar nicht mehr existiert.

    Emis Killa brachte einen wesentlichen Gedanken auf den Punkt: Wahre Freiheit beginnt, wenn man aufhört, dem abstrakten Ideal nachzujagen – dem Wunsch, „reicher, berühmter, stärker“ zu sein.

    Fedez stützte sich auf seine eigenen Erfahrungen, die er ausführlich in seinem dritten Buch «L'acqua è più profonda di come sembra da sopra» thematisiert – Krankheit, Angst, Onkologie, Öffentlichkeit. Er sprach über eine andere Art von Zelle: die innere. Er betonte, dass Selbstausdruck ein Weg ist, die inneren Gitterstäbe zu verschieben, selbst wenn das äußere Eisen vorerst bestehen bleibt.

    In diesem Dialog hörte Rap auf, im simplen Sinne „Straßenmusik“ zu sein. Er wurde zu dem, was er ursprünglich war: die Sprache jener, die nichts mehr haben, worauf sie ihre Wahrheit stützen können, außer Wort und Rhythmus.

    Rap als Verantwortung, nicht nur als Ventil

    Im digitalen Zeitalter kann jede Zeile zu einem Slogan werden. Algorithmen verstärken alles – sowohl Ehrlichkeit als auch Toxizität.

    Fedez und Emis Killa vermieden diese Diskussion nicht. Sie räumten offen ein:

    • Rap beeinflusst Jugendliche und ein junges Publikum;

  • Eine Textzeile kann entweder Zerstörung normalisieren oder einen Ausweg beleuchten;

  • Der Künstler trägt heute Verantwortung nicht nur für den Punchline, sondern auch für die Richtung, die er vorgibt.

  • Dies war keine Moralisierung, sondern ein ehrliches Eingeständnis: Wenn Millionen zuhören, kann jedes „So lebe ich“ für jemand anderen zu „So geht es auch“ werden.

    Musik als Werkstatt, nicht als Kulisse

    Der eindrücklichste Teil der Zusammenkunft begann, als die Rollen getauscht wurden. Die Insassen präsentierten eigene Tracks, die im Rahmen des Free For Music Seminars entstanden waren. Dies waren keine „Amateurversuche für die Galerie“, sondern authentische Geschichten – manchmal noch roh, manchmal hart, aber immer lebendig.

    Genau hier ereignete sich das, wofür solche Projekte überhaupt ins Leben gerufen werden:

    • Die Künstler klatschten nicht nur höflich Beifall, sondern lieferten eine ehrliche Analyse, gaben Ratschläge und zeigten Stärken sowie Schwächen auf;

  • Rap wandelte sich von einem einseitigen Strom von der Bühne zu einer gemeinsamen Werkstatt;

  • Menschen, die oft nur Urteile und Anweisungen hören, erlebten den Dialog auf Augenhöhe, basierend auf Kreativität.

  • Musik fungierte in diesem Moment nicht als Unterhaltung, sondern als Trainingsgerät für die Rückkehr in die Gesellschaft: Um herauszukommen, muss man nicht nur die Zeit absitzen, sondern sich daran erinnern, dass die eigene Stimme überhaupt von Nutzen sein kann.

    Unterstützung, die über das Foto hinausgeht

    Am Ende ihres Besuchs beschränkten sich Fedez und Emis Killa nicht auf ein einfaches „Danke, das war wichtig“.

    Sie:

    • Versprachen operative Unterstützung für das Projekt – musikalische Ressourcen, Kontakte, Hilfe bei der Ausbildung;

  • Überreichten der Gefängnisbibliothek Emis Killas neues Album und Fedez' aktuelles Buch;

  • Unterstützten die Idee, dass Free For Music keine einmalige Aktion, sondern ein fortlaufender Prozess sein sollte, der auf andere Einrichtungen übertragbar ist.

  • Ebenso wichtig ist, dass dies kein Novum war: Zuvor gab es bereits einen Besuch in Monza mit Beteiligung von Lazza. Es etabliert sich somit kein episodischer PR-Gag, sondern eine Arbeitslinie, bei der Kunst nicht zur Dekoration des Systems dient, sondern als Werkzeug zu dessen sanfter Korrektur.

    Was diese Geschichte dem Klangbild des Planeten hinzufügte

    Auf Nachrichtenebene sind dies „nur“ Initiativen im Gefängnis, ein neues Album, ein neues Buch, ein Sozialprojekt. Hört man jedoch genauer hin, vernimmt man etwas anderes:

    • An Orten, wo das Leben scheinbar auf Pause gestellt ist, bleibt Musik eine Bewegung.

  • Rap, dem oft Zerstörung vorgeworfen wird, zeigt seine Kehrseite: als Sprache des Eingeständnisses, der Reue, der Hoffnung und einer neuen Lebensrichtung.

  • Freiheit löst sich von der Abstraktion und wird zum Modus des inneren Klangs: Man mag räumlich eingeschränkt sein, aber man ist frei in der Ehrlichkeit, in der Wahl der Worte und darin, was man mit dem eigenen Schmerz macht.

  • Das vielleicht Wichtigste an dieser Geschichte ist nicht, dass berühmte Künstler ein Gefängnis besuchten. Entscheidend ist, dass für über eine Stunde der Status „Verurteilter“ und der Status „Star“ verschwammen. Übrig blieben Menschen, die versuchten, ihr „Ich lebe noch“ zum Beat zu formulieren.

    In der Gesamtsymphonie des Planeten klingt dieser Tag in Monza wie ein leiser, aber sehr wichtiger Akkord: Solange wir die Fähigkeit besitzen, Musik dorthin zu bringen, wo scheinbar kein Platz für Licht ist, besteht die Chance, im Menschen nicht das Urteil, sondern den Weg zu sehen.

    Fehler gibt es nicht, nur Erfahrungen. Manchmal schwer, manchmal brüchig, aber immer einzigartig, wie jeder, der sie durchlebt. Und vielleicht liegt darin der lebendige Sinn des Satzes: „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet“ – wir wissen nie, welche Saite der andere gerade versucht, in sich zu stimmen.

    Musik macht die Vergangenheit nicht ungeschehen, aber sie stimmt uns von innen neu ein – von der Verteidigungshaltung zur Ehrlichkeit, vom Kampf mit sich selbst zur Suche nach dem Rhythmus. Und in dem Moment, in dem achtzig Menschen im Saal und zwei auf der Bühne einander wirklich zuhören, wird das Wesentliche etwas lauter: Wir alle sind unterschiedliche Geschichten, eingebettet in dieselbe Melodie der Erde.

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    Quellen

    • Prima Monza

    • Media Key

    • vertexaisearch.cloud.google.com

    • vertexaisearch.cloud.google.com

    • Il Messaggero

    • ilLibraio.it

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