Drei Jahrzehnte SOHO: Von Rettungsaktionen über Helioseismologie bis hin zu Kometenrekorden

Bearbeitet von: Uliana S.

SOHO, das Sonnenobservatorium, wird 30 Jahre alt.

Die Gemeinschafsmission der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und der NASA, die Sonnen- und Heliosphären-Observatorium (SOHO), feierte am 2. Dezember 2025 ihren dreißigsten Jahrestag seit dem Start. Ursprünglich für eine Betriebsdauer von lediglich zwei Jahren konzipiert, wurde das 1995 in den Orbit gebrachte Raumfahrzeug auf eine bemerkenswerte Langlebigkeit eingestellt. Es verrichtet seine Arbeit weiterhin vom Lagrange-Punkt L1 zwischen Sonne und Erde aus und liefert uns nahezu ununterbrochene Einblicke in unseren Zentralstern. Diese Betriebsdauer, die die ursprünglichen Erwartungen um das Fünfzehnfache übertrifft, ist ein leuchtendes Beispiel für die Stärke internationaler Kooperation und herausragender Ingenieurskunst, wie Professor Carol Mandell, die ESA-Direktorin für Wissenschaft, betonte.

Die Betriebszeit von SOHO war keineswegs ein Spaziergang im Sonnenschein; sie war geprägt von ernsthaften technischen Herausforderungen, die die außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit der Mission unter Beweis stellten. Im Sommer 1998, nur zweieinhalb Jahre nach dem Start, erlebte das Observatorium einen Kontrollverlust und fiel für drei Monate in die Stille – eine der schwierigsten Rettungsaktionen in der Geschichte der Raumfahrt. Kurz nach dieser Wiederherstellung, im Dezember desselben Jahres, versagten alle drei kritischen Gyroskope, die für die Stabilisierung unerlässlich waren. Doch die Ingenieurteams von NASA und ESA reagierten mit Bravour: Sie entwickelten eine revolutionäre Softwarelösung. Diese wurde bis Februar 1999 erfolgreich auf den Bordcomputer hochgeladen, wodurch SOHO zum ersten Raumfahrzeug wurde, das ohne diese Komponenten stabilisiert werden konnte, indem es sich auf drei Achsen ausrichtete.

SOHO hat sich als Wegbereiter in der Helioseismologie etabliert – einer Methode, die es ermöglicht, die innere Beschaffenheit der Sonne durch die Analyse ihrer Schwingungen zu erforschen. Die von der Mission gesammelten Daten enthüllten, dass das Plasma innerhalb jedes Sonnenhalbkugel in einem einzigen, globalen Förderband zirkuliert. Für einen vollständigen Umlauf dieses Bandes benötigt das Plasma etwa 22 Jahre, was exakt dem Sonnenmagnetzyklus entspricht. Darüber hinaus verfeinerten die Forschungen unser Wissen über die Leuchtkraft: Die gesamte solare Einstrahlung variiert über einen Zyklus hinweg lediglich um 0,06 Prozent, während die Emission im extremen Ultraviolettbereich (EUV) sich vom Minimum zum Maximum verdoppelt.

Eine zentrale Aufgabe von SOHO ist die Überwachung des Weltraumwetters, wobei das LASCO-Koronagraph eine unverzichtbare Rolle spielt. Dieses Instrument detektiert koronalen Massenauswürfe (CMEs) und liefert damit eine Vorwarnzeit von bis zu drei Tagen für potenziell verheerende geomagnetische Stürme, die die Erde treffen könnten. Die immense Bedeutung dieser Frühwarnfunktion wurde in den USA durch die Verabschiedung des PROSWIFT-Gesetzes im Oktober 2020 gesetzlich verankert.

Ein unerwarteter, aber immens wichtiger Beitrag von SOHO ist seine Transformation zum mit Abstand produktivsten Kometenentdecker der Astronomiegeschichte. Bis April 2024 hatte das Observatorium insgesamt 5000 Kometen registriert. Die Mehrheit dieser Entdeckungen geht auf das Konto von Bürgerwissenschaftlern im Rahmen des von der NASA geförderten Projekts Sungrazer. Diese Objekte, oft als „Sonnenanbeter“ bezeichnet, ziehen gefährlich nah an unserem Stern vorbei, was sie dank der Fähigkeit des Koronagraphen, die helle Sonnenscheibe abzuschirmen, überhaupt erst sichtbar macht.

Im Zuge des Generationenwechsels bei der Weltraumausrüstung hat SOHO den Grundstein für Nachfolger wie den operationellen NOAA SWFO-L1-Satelliten gelegt, der am 24. September 2025 vom Kennedy Space Center in Florida gestartet wurde. SWFO-L1, der nach seiner Ankunft auf der L1-Umlaufbahn in SOLAR-1 umbenannt wird, ist der erste NOAA-Satellit, der sich vollständig der operativen Überwachung des Weltraumwetters widmet. Er sichert die Datenkontinuität, die zuvor von älteren Geräten wie SOHO und DSCOVR erfasst wurde. Professor Carol Mandell und SOHO-Projektwissenschaftler Daniel Müller, der seit 2023 als Wissenschaftler am Solar Orbiter tätig ist, veröffentlichten zusammen mit weiteren Kollegen am 2. Dezember 2025 einen umfassenden Rückblick auf das Erbe der Mission in der Fachzeitschrift Nature Astronomy. Die Teams von ESA und NASA sind sich einig: SOHO stellt einen Eckpfeiler der modernen Sonnenphysik dar, dessen Langlebigkeit und wissenschaftlicher Ertrag die ursprünglichen Zwei-Jahres-Vorgaben bei Weitem übertroffen haben.

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Quellen

  • ČT24 - Nejdůvěryhodnější zpravodajský web v ČR - Česká televize

  • Inside The Star-Studded World

  • Space.com

  • Universe Space Tech

  • SciTechDaily

  • Wikipedia

  • ESA Cosmos

  • NASA

  • European Space Agency

  • SciTechDaily

  • Wikipedia

  • NASA Science

  • European Space Agency

  • NASA

  • 30 years of SOHO staring at the sun | Space photo of the day for Dec. 2, 2025

  • ESA - Sun-watcher SOHO celebrates thirty years - European Space Agency

  • A Lost Spacecraft Came Back and Changed How We See the Sun - SciTechDaily

  • Solar and Heliospheric Observatory - Wikipedia

  • SOHO - NASA Science

  • Solar and Heliospheric Observatory - Wikipedia

  • SOHO - NASA Science

  • A Lost Spacecraft Came Back and Changed How We See the Sun - SciTechDaily

  • Celebrate SOHO's 30th Anniversary! - NASA Night Sky Network

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