Perseverance-Rover liefert direkten Beweis für elektrische Entladungen in der Marsatmosphäre

Der NASA-Rover Perseverance, der seit seiner Landung im Februar 2021 im Jezero-Krater im nördlichen Marsgebiet tätig ist, hat erstmals direkte Nachweise für elektrische Aktivität in der dünnen Marsatmosphäre erfasst. Diese Phänomene, die unter Wissenschaftlern als „Mini-Blitze“ bezeichnet werden, wurden durch die Analyse von Audio- und elektromagnetischen Aufzeichnungen dokumentiert, die das Fernerkundungsinstrument SuperCam bereitgestellt hat.

Diese bahnbrechende Entdeckung, die am 26. November 2025 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, bestätigt lang gehegte Hypothesen über das Vorhandensein elektrischer Vorgänge auf dem Roten Planeten. Damit reiht sich der Mars nun in die Liste der Himmelskörper unseres Sonnensystems – neben der Erde, dem Jupiter und dem Saturn – ein, bei denen eine atmosphärische elektrische Aktivität nachgewiesen wurde. Die Forscher werteten insgesamt 28 Stunden an Mikrofonaufnahmen aus, die sich über zwei Marsjahre erstreckten, und konnten 55 einzelne elektrische Entladungen identifizieren.

Als Hauptursache für diese Entladungen vermuten die Wissenschaftler die Triboelektrizität. Dieser Prozess entsteht durch die Reibung und Kollision von Staubpartikeln, die in der Luft schweben, insbesondere unter turbulenten Bedingungen. Die nun detektierten Funken werden als sehr geringfügig beschrieben, möglicherweise nur wenige Millimeter oder Zentimeter lang, und entsprechen nicht den klassischen irdischen Blitzen. Zentrale Daten belegen, dass 54 der 55 Ereignisse während der stärksten Winde auftraten, die im Beobachtungszeitraum gemessen wurden. Darüber hinaus wurden 16 dieser Entladungen während zweier naher Passagen von Staubwirbeln, den sogenannten Staubteufeln, registriert.

Die Federführung bei dieser Studie hatte der Planetologe Baptiste Chide vom Institut für Astrophysik- und Planetologie-Forschung (IRAP) in Frankreich inne. Ralph Lorenz von der Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory (APL) war als Koautor beteiligt. Lorenz beschrieb das aufgezeichnete Geräusch als vergleichbar mit einem Schnappen oder einem Peitschenknall. Die Energie dieser Entladungen erreichte dabei nicht das Niveau einer typischen Auto-Zündspule. Chide betonte, dass diese Entladungen direkte Implikationen für die Marsatmosphärenchemie, das Klima, die potenzielle Bewohnbarkeit und die Sicherheit künftiger Missionen haben.

Der Nachweis elektrischer Vorgänge eröffnet ein völlig neues Forschungsfeld in der Planetologie. Die Modelle der Marsatmosphäre müssen nun von statischen hin zu dynamischeren Ansätzen übergehen. Obwohl die Entdeckung mit SuperCam gelang, einem Instrument, das nicht primär für die Blitzortung konzipiert wurde, sprechen die Konsistenz der 55 Ereignisse, ihre Korrelation mit hohen Windgeschwindigkeiten und die doppelte Detektion (akustisch und elektromagnetisch) für eine robuste Bestätigung. Dennoch weisen einige Experten darauf hin, dass die Debatte über die genaue Natur der Entladungen andauern könnte, bis spezialisierte Sensoren zum Einsatz kommen, da die Funken zwar gehört, aber nicht visuell aufgezeichnet wurden.

Aus praktischer Sicht ist die Quantifizierung der Gefahr für zukünftige Elektronik ein entscheidender Punkt für die Missionsplanung. Elektrostatische Entladungen können empfindliche Geräte aktueller Rover stören und stellen eine potenzielle Bedrohung für Astronauten dar. Ferner könnten diese Funken elektrochemische Reaktionen auslösen, welche die Suche nach Spuren vergangenen Lebens auf dem Mars beeinflussen könnten.