Expedition 74: Vestibuläre Forschung, Stammzellen und Logistik im Fokus der ISS-Besatzung

Bearbeitet von: Tetiana Martynovska 17

Die Besatzung Expedition 74 fördert Innovationen in der Forschung zu Stammzellen und Raumfahrttechnik.

Die Besatzung der Internationalen Raumstation (ISS) der Expedition 74 schloss ihre erste volle Betriebsperiode am 12. Dezember 2025 ab. Diese Woche war geprägt von einer intensiven Balance zwischen wegweisender Forschung am Menschen und notwendigen logistischen sowie Wartungsarbeiten an der Station. Die Mission, die am 8. Dezember 2025 begann und voraussichtlich bis Juli 2026 andauern wird, unterstreicht einmal mehr die zentrale Rolle der ISS als unverzichtbare Testplattform. Sie dient der Vorbereitung auf weitreichende Tiefraummissionen, einschließlich der kommenden Artemis-Vorhaben zum Mond und zum Mars.

Die vielfältigen Aufgaben der Crew umfassten biomedizinische Experimente, Materialwissenschaften und die Instandhaltung der Lebenserhaltungssysteme. Dies demonstriert eindrücklich die integrierte Natur der komplexen Abläufe im Orbit. Ein Hauptaugenmerk lag auf der Untersuchung der menschlichen Anpassung an die Schwerelosigkeit, insbesondere im Hinblick auf das Vestibularsystem, welches für Gleichgewicht und räumliche Orientierung zuständig ist.

NASA-Flugingenieur Chris Williams widmete sich dem CIPHER-Experiment. Er führte den vestibulären Teil dieser Humanstudie durch, wobei er fortlaufend Ferngutachten von Ärzten des Missionskontrollzentrums erhielt. Gleichzeitig überwachte er seine eigene kardiorespiratorische Fitness. Parallel dazu arbeiteten die Roskosmos-Flugingenieure Sergei Kud-Sverchkov und Sergei Mikaev an der 'Virtual'-Studie ihrer Agentur. Hierbei verwendeten sie unterschiedliche Virtual-Reality-Brillen, um Sehveränderungen zu protokollieren und Daten über sensorische Wechselwirkungen in der Schwerelosigkeit zu sammeln.

Die NASA erhofft sich von den CIPHER-Ergebnissen eine Optimierung des Astronautentrainings und neue Ansätze für Gleichgewichtstherapien auf der Erde. Roskosmos hingegen möchte die gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um die Protokolle zur Re-Adaptation der Crews nach der Rückkehr zu verfeinern. Die CIPHER-Reihe umfasst insgesamt 14 Einzelstudien, die darauf abzielen, die gesamte Reaktion des menschlichen Körpers auf Langzeitaufenthalte zu charakterisieren – von den Augen bis hin zu den Hirnfunktionen.

Parallel zu diesen neurologischen Forschungen leistete NASA-Flugingenieurin Zena Cardman wichtige Beiträge zur regenerativen Medizin. Sie widmete ihre Zeit der Untersuchung StemCellEx-IP1, bei der sie in der Umlaufbahn kultivierte Stammzellen behandelte und konservierte. Das Ziel dieser Forschung ist es, die potenziell überlegene Qualität von im Weltraum hergestellten Zellen im Vergleich zu irdischen Kulturen zu beweisen. Dies soll die Entwicklung neuer Therapien zur Regeneration geschädigter Gewebe und Organe vorantreiben.

Der Vorteil der Mikrogravitation auf der ISS liegt in der Ermöglichung einer dreidimensionalen Zellkultur. Diese ahmt die natürliche Umgebung des menschlichen Körpers weitaus besser nach als die zweidimensionalen Kulturen, die üblicherweise auf der Erde verwendet werden. Dies könnte zu einer signifikant verbesserten Zellproduktion für klinische Anwendungen führen.

Neben der Spitzenforschung sorgte die Crew für die fortlaufende Einsatzbereitschaft der Raumstation durch logistische und Wartungsarbeiten. Stationskommandant Mike Fincke übernahm die komplexe Aufgabe, Fracht in das japanische Versorgungsraumschiff HTV-X1 zu laden. Dieses Fahrzeug ist für die Entsorgung vorgesehen und soll Ende Januar 2026 abkoppeln. Das HTV-X1, welches Kimiya Yui bereits am 30. Oktober 2025 mithilfe des Roboterarms Canadarm2 manövriert hatte, ist der Nachfolger der Kounotori-Serie und kann bis zu 5,8 Tonnen Fracht aufnehmen.

Darüber hinaus führte Fincke notwendige Instandhaltungsarbeiten am Abfall- und Hygienemodul der Tranquility-Sektion durch. Gleichzeitig war Roskosmos-Flugingenieur Oleg Platonov mit der Wartung der orbitalen Sanitärinstallationen beschäftigt und maß seine Körpermasse mithilfe eines Geräts, das auf dem Zweiten Newtonschen Gesetz basiert. JAXA-Flugingenieurin Kimiya Yui trug ebenfalls bei, indem sie Materialprobenhalterungen in der Kibo-Luftschleuse installierte. Diese Proben sind dem Vakuum, der Strahlung und den extremen Temperaturen ausgesetzt – eine Forschung, die wichtige Erkenntnisse für zukünftige Lebenserhaltungssysteme der Artemis-Missionen liefert. Yui installierte und isolierte zudem ein experimentelles Kohlendioxid-Entfernungsgerät innerhalb von Kibo, eine Technologieerprobung, die für Missionen jenseits des erdnahen Orbits von großer Relevanz ist.

7 Ansichten

Quellen

  • NASA

  • NASA

  • NASA

  • NASA

  • JAXA Human Spaceflight Technology Directorate

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