Reeves signalisiert Steuererhöhungen: Britische Finanzpolitik vor Kurskorrektur

Die britische Finanzministerin Rachel Reeves hat am 4. November 2025 die Weichen für eine signifikante Anpassung der Fiskalpolitik gestellt. Im Vorfeld der für den 26. November angesetzten Haushaltsvorlage signalisierte sie, dass alle Bürger einen Beitrag zur Sanierung der Staatsfinanzen und zur Ankurbelung der Wirtschaft leisten müssten. Diese Ankündigung stellt eine bemerkenswerte Kehrtwende dar, da die Labour-Partei zuvor eine Erhöhung der Mehrwertsteuer (VAT) oder der Einkommensteuer ausgeschlossen hatte.

Die Notwendigkeit dieses Kurswechsels deutet auf tiefgreifendere Herausforderungen hin, als öffentlich kommuniziert, und formt die finanzielle Landschaft des Vereinigten Königreichs neu. Die unmittelbare Reaktion der Märkte war von Verunsicherung geprägt. Das britische Pfund Sterling verzeichnete einen Rückgang um 0,59 Prozent gegenüber dem US-Dollar und notierte bei 1,3062, ein Niveau, das zuletzt im April erreicht wurde. Diese Volatilität unterstreicht die Sensibilität der Investoren gegenüber fiskalischer Unsicherheit und der potenziellen Bremswirkung höherer Abgaben auf das Wirtschaftswachstum.

Premierminister Keir Starmer sieht sich politischem Gegenwind ausgesetzt, insbesondere durch den Aufstieg der rechtspopulistischen Partei Reform UK, was die Dringlichkeit eines glaubwürdigen Haushaltsplans erhöht. Rachel Reeves betonte, dass schwierige Entscheidungen zur Gewährleistung der langfristigen Stabilität unumgänglich seien. Dabei müsse ein Gleichgewicht zwischen fiskalischen Notwendigkeiten sowie den Zielen des Wachstums und der sozialen Gerechtigkeit gefunden werden. Die zentrale, offene Frage betrifft die konkrete Ausgestaltung der Belastungen: Welche Steuern werden in welchem Umfang angehoben?

Ökonomen warnen eindringlich vor einer möglichen Verlangsamung der Konjunktur und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, sollten die Details des Budgets zu restriktiv ausfallen. Internationale Vergleiche werfen ein Schlaglicht auf das Dilemma der Regierung. So werden oft die Erfolgsgeschichten von Gebieten wie Hongkong, das durch niedrige Unternehmenssteuern Dynamik entfachte, oder Singapur, das durch unternehmensfreundliche Besteuerung zu einem Finanzzentrum wurde, als Beispiele für Wachstum durch geringere Steuerlast herangezogen. Die bevorstehenden Entscheidungen werden die grundlegende Ausrichtung der britischen Wirtschaft für die kommenden Jahre definieren.