Deutschland hat einen bedeutenden Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Logistikbranche gemacht: Am 29. September 2025 wurde die erste öffentliche Ladestation mit Megawatt Charging System (MCS) für batterieelektrische Lkw feierlich eingeweiht. Diese wegweisende Anlage befindet sich am Rastplatz Lipperland Süd an der Autobahn A2 nahe Bielefeld und markiert einen wichtigen Fortschritt im Rahmen des Projekts „HoLa – Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr“. Das Projekt, das vom Bundesministerium für Verkehr und der EU gefördert wird, zielt auf den Aufbau einer leistungsfähigen Ladeinfrastruktur für den Fernverkehr mit Elektro-Lkw entlang des Korridors der A2 zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet ab.
Die neue MCS-Station ermöglicht Ladeleistungen von bis zu 1,2 Megawatt und erlaubt damit ein schnelles Aufladen, das Elektro-Lkw innerhalb von nur 30 bis 45 Minuten eine Reichweite von mehreren hundert Kilometern verschaffen kann. Dies steht im Kontrast zu den Kapazitäten herkömmlicher CCS-Schnellladestationen, die bei etwa 400 Kilowatt liegen. Die MCS-Technologie, die theoretisch Ladeleistungen von bis zu 3,75 Megawatt unterstützt, wird als entscheidender Faktor für die Elektromobilität im Schwerlastverkehr angesehen.
Prof. Patrick Plötz vom Fraunhofer ISI betont, dass das Megawattladen ein neues Kapitel in der Elektrologistik aufschlägt und die Voraussetzung für eine wirtschaftlich tragfähige Elektrifizierung des Fernverkehrs schafft. Christian Hirte, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Verkehr, hebt hervor, dass diese Technologie den batterieelektrischen Lkw-Einsatz flexibler und wirtschaftlicher macht. Die Anlage am Lipperland Süd wird von EnBW mobility+ betrieben und von ABB gefertigt.
Die Station ist Teil eines größeren Plans, insgesamt fünf Schnellladeparks entlang der A2 zu errichten, wovon vier mit MCS-Ladern ausgestattet sein werden. Das HoLa-Projekt, das 2021 initiiert wurde, wird mit insgesamt 12 Millionen Euro vom Bundesministerium für Verkehr gefördert und involviert eine breite Kooperation von Partnern aus der Automobil-, Energieversorgungs-, Netzbetriebs- und Forschungsbranche, darunter auch Shell als wichtiger Projektpartner. Die Einführung von MCS-Ladestationen ist ein entscheidender Schritt, um Bedenken hinsichtlich Reichweite und Ladezeiten bei Elektro-Lkw zu überwinden und deren breitere Akzeptanz im Fernverkehr zu fördern.
Die erfolgreiche Inbetriebnahme dieser ersten öffentlichen Station ist ein klares Signal für die Zukunftsfähigkeit der Elektromobilität im gewerblichen Güterverkehr und unterstützt Deutschlands Bestrebungen, die CO₂-Emissionen zu senken und eine nachhaltige Transportwirtschaft zu etablieren. Die Erkenntnisse aus dem HoLa-Projekt fließen direkt in die Weiterentwicklung der Ladeinfrastrukturplanung auf Bundes- und EU-Ebene ein und bilden die Grundlage für einen flächendeckenden Ausbau dieser wichtigen Technologie. ABB E-mobility hat bereits 2025 eine modulare Ladeplattform für Nutzfahrzeuge vorgestellt, die bis zu 1,2 Megawatt unterstützt und auf die Bedürfnisse von Schwerlastfahrzeugen zugeschnitten ist.