Im Januar 2025 trat die Afrikanische Union (AU) in Kampala, Uganda, zu einem außerordentlichen Gipfel zusammen, auf dem die Kampala-Deklaration zur Transformation der Landwirtschaft und Ernährungssysteme bis 2035 verabschiedet wurde. Dieses strategische Rahmenwerk leitet eine Abkehr von einem rein produktionsorientierten Ansatz hin zu einem ganzheitlichen Agrar- und Ernährungssystem-Ansatz ein, der Produktion, Handel, Investitionen, Ernährungssicherheit, Inklusion und Governance umfasst. Die Deklaration baut auf den früheren CAADP-Strategien, der Maputo-Deklaration (2003-2013) und der Malabo-Deklaration (2015-2025), auf und legt die Weichen für die kommenden zehn Jahre.
Die Ziele der Deklaration sind ambitioniert: Bis 2035 sollen die Nachernteverluste halbiert, der intra-afrikanische Agrarhandel verdreifacht und der Anteil lokal verarbeiteter Lebensmittel auf 35 % des Agrar- und Ernährungs-Bruttoinlandsprodukts (BIP) gesteigert werden. Zudem wird eine Steigerung der Ernteerträge um 45 % angestrebt. Ziel ist es auch, 100 Milliarden US-Dollar an öffentlichen und privaten Investitionen zu mobilisieren. Die Umsetzung der Deklaration, die von 2026 bis 2035 dauern wird, zielt darauf ab, die Ernährungssicherheit, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaschocks und die wirtschaftliche Integration auf dem Kontinent zu stärken.
Die afrikanische Landwirtschaft steht vor immensen Herausforderungen, insbesondere durch die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels. Mehr als 1 Milliarde Menschen auf dem Kontinent können sich keine gesunde Ernährung leisten, und etwa 20 % der afrikanischen Bevölkerung leiden unter Unterernährung. Steigende Temperaturen, unvorhersehbare Niederschlagsmuster, die zu Dürren und Überschwemmungen führen, sowie die Zunahme von Schädlingen und Krankheiten bedrohen die Ernteerträge. Studien deuten darauf hin, dass bei einem globalen Temperaturanstieg von 4 Grad Celsius die Maiserträge in einigen afrikanischen Ländern um mehr als 20 % sinken könnten. Die starke Abhängigkeit von Regenfeldbau und oft mangelhafte Infrastruktur machen die Landwirtschaft in Afrika besonders anfällig. Niedrige Ernteerträge, die weniger als 25 % des Potenzials ausmachen, kosten den Kontinent jährlich 68 Milliarden US-Dollar aufgrund von Bodendegradation und ineffizienter Düngemittelnutzung. Prognosen der Vereinten Nationen zufolge könnte Afrika bis 2080 40-50 % der unterernährten Weltbevölkerung beherbergen, während die Anbauflächen potenziell zurückgehen.
Die Kampala-Deklaration erkennt diese Herausforderungen an und betont die Notwendigkeit eines integrierten Ansatzes, der über die reine Produktion hinausgeht und Handel, Investitionen, Ernährung und Inklusion einschließt. Sie fordert eine stärkere Einbeziehung nichtstaatlicher Akteure, wie Experten und zivilgesellschaftliche Organisationen, zur Intensivierung von Forschung, Datenerhebung und Politikgestaltung. Fragen zur Erhöhung der landwirtschaftlichen Beratung, der Verfügbarkeit von Betriebsmitteln und der Haushaltszuweisungen werden aufgeworfen, um Herausforderungen wie in Nigeria anzugehen, wo weniger als 3 % des nationalen Haushalts für den Agrarsektor aufgewendet werden und etwa 18 % der Bevölkerung unter Ernährungsunsicherheit leiden. Die erfolgreiche Umsetzung der Deklaration hängt von der Verpflichtung der Mitgliedstaaten ab, ihre strategische Vision in konkrete Maßnahmen und nachhaltige Ressourcenzuweisungen zu überführen, um eine widerstandsfähige und nachhaltige Zukunft für die Agrar- und Ernährungssysteme Afrikas zu gewährleisten.