Die südlichen Ausläufer der Europäischen Union sehen sich mit einer zunehmend angespannten Lage konfrontiert, da die Zahl der ankommenden Migranten auf den griechischen Inseln Kreta und Gavdos rapide ansteigt. Die Infrastruktur ist überlastet und die lokalen Gemeinschaften stehen vor erheblichen Herausforderungen.
Allein am Wochenende des 14. und 15. September 2025 registrierten die griechischen Behörden einen dramatischen Anstieg der Ankünfte. Insbesondere die kleine Insel Gavdos verzeichnete innerhalb von 24 Stunden die Landung von 578 Personen. Diese Welle von Neuankömmlingen hat die Kapazitäten des provisorischen Aufnahmezentrums in Agia auf Kreta bei Weitem überschritten. Aktuell sind dort über 1.100 Migranten untergebracht, was die lokalen Ressourcen an ihre Grenzen bringt.
Eleni Zervoudaki, die stellvertretende Bürgermeisterin von Chania, die für Sozialpolitik zuständig ist, beschrieb die Situation als „sehr frustrierend“. Sie äußerte sich besorgt über die fortlaufenden Ankünfte und die Ungewissheit bezüglich der Verlegung der Migranten auf das griechische Festland. Die Zustände im überfüllten Lager in Agia sind angespannt, und es fehlt an offiziellen Informationen über den Zeitplan für weitere Schritte.
Die lokale Küstenwache und Polizei sind in erhöhter Alarmbereitschaft, um auf neue Anlandungen oder mögliche Unruhen reagieren zu können. Die Insel Gavdos, die nur wenige Dutzend ständige Einwohner zählt, ist für solche Ankunftszahlen gänzlich unvorbereitet. Die Notwendigkeit, die Migranten umgehend nach Kreta zu transferieren, belastet auch dort die bereits strapazierten Kapazitäten.
Diese jüngste Migrationswelle unterstreicht die anhaltenden Schwierigkeiten bei der Steuerung von Migrationsrouten, die oft von komplexen globalen Faktoren angetrieben werden. Laut UNHCR sind bis zum 7. September 2025 fast 11.500 Migranten aus Nordafrika auf Kreta angekommen, was einem Anstieg von über 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die griechische Regierung hat im Juli 2025 die Asylverfahren für Migranten, die über Nordafrika einreisen, für drei Monate ausgesetzt, was zu einer Unsicherheit für die Neuankömmlinge führt und die Aufenthaltsdauer in den Aufnahmezentren verlängert.
Die Situation auf Kreta und Gavdos verdeutlicht die fortwährenden Herausforderungen an Europas südlichen Grenzen. Die lokalen Gemeinschaften stehen an vorderster Front einer humanitären und logistischen Krise, die nach nachhaltigen Lösungen verlangt. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten sind gefordert, solidarische und wirksame Antworten zu finden, um die humanitäre Notlage zu bewältigen und die Belastung der Anrainerstaaten zu mindern.