EU-Stahlindustrie: Neue Schutzmaßnahmen gegen globale Überkapazitäten

Bearbeitet von: Ирина iryna_blgka blgka

Die Europäische Union hat am 7. Oktober 2025 weitreichende Vorschläge zur Stärkung ihrer heimischen Stahlindustrie vorgelegt. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Branche vor den Auswirkungen globaler Überkapazitäten, insbesondere aus China, zu schützen und die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Stahlproduzenten zu verbessern.

Die vorgeschlagenen Regulierungen beinhalten eine Halbierung der zollfreien Importquoten für Stahl. Mengen, die diese neuen, reduzierten Grenzen überschreiten, werden mit einer Verdoppelung der Zölle auf 50 Prozent belegt. Diese Neuregelung soll den bestehenden Schutzmechanismus ablösen, der derzeit für 26 Produktarten gilt und dessen Geltungsdauer Mitte 2026 ausläuft.

Die EU-Stahlindustrie sieht sich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Laut Eurofer wurden im vergangenen Jahr bereits 12 Millionen Tonnen Kapazität stillgelegt und 18.000 Arbeitsplätze verloren. Seit 2008 sind die Verluste noch gravierender: 100.000 Arbeitsplätze und 26 Millionen Tonnen Kapazität gingen in diesem Zeitraum verloren. Die aktuelle Kapazitätsauslastung liegt bei etwa 60 Prozent, was unter dem nachhaltigen Niveau für die Industrie liegt.

Ein Hauptgrund für die globalen Überkapazitäten ist China, der mit Abstand größte Stahlproduzent weltweit. China produzierte im Jahr 2023 55,1 % des weltweiten Rohstahls, während die EU 6,8 % und die USA 4,4 % produzieren. Die EU strebt eine engere Abstimmung mit den Vereinigten Staaten an, um die chinesischen Stahlüberproduktionen gemeinsam anzugehen. Die Verhandlungen konzentrieren sich darauf, die Importregeln für Stahl und Aluminium zu harmonisieren und so den inländischen Märkten Schutz vor Billigimporten zu bieten.

Die Stahlindustrie ist ein fundamentaler Pfeiler der europäischen Wirtschaft und liefert essenzielle Materialien für Schlüsselbranchen, insbesondere für die Energiewende. Sie trägt direkt rund 300.000 Arbeitsplätze, und bei anhaltendem Druck könnten weitere 2,3 Millionen indirekte Arbeitsplätze gefährdet sein.

Daten von Eurofer zeigen, dass die EU 2024 insgesamt 27,4 Millionen Tonnen Stahl importierte. Das vorgeschlagene Limit von 13 % Marktanteil für zollfreien Stahl würde eine Quote von etwa 5,7 Millionen Tonnen pro Jahr für Warmwalzblech (HRC) bedeuten – ein Rückgang von 35 % im Vergleich zu 2024. Diese Anpassung wird voraussichtlich eine Erhöhung der inländischen Produktion erfordern, um die Nachfrage zu decken.

Die Stahlindustrie trägt wesentlich zur Wirtschaftskraft der EU bei, mit einem jährlichen Wert von etwa 215 Milliarden Euro. Die vorgeschlagenen Änderungen zielen darauf ab, die Auslastung der Produktionskapazitäten in der EU von derzeit 60 % auf 80 % zu steigern, die Widerstandsfähigkeit der Industrie zu erhöhen und die Abhängigkeit von externen Märkten zu verringern.

Quellen

  • TUOI TRE ONLINE

  • S&P Global

  • AP News

  • BusinessToday

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