Die EU-Kommission initiiert ein neues Geheimdienst-Analysezentrum unter direkter Kontrolle von der Leyens

Bearbeitet von: Татьяна Гуринович

Die Europäische Kommission hat mit der Ausarbeitung eines Konzepts für eine neue, spezialisierte Abteilung begonnen. Diese Einheit soll die Nutzung von nachrichtendienstlichen Informationen, welche von den Geheimdiensten aller 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union gesammelt werden, grundlegend verbessern. Es ist vorgesehen, dass die Leitung dieses Gremiums, das innerhalb des Generalsekretariats der Kommission angesiedelt sein wird, direkt der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, untersteht. Ziel dieser Initiative ist die Schaffung eines wesentlich effektiveren Mechanismus zur Konsolidierung und Analyse kritischer Daten, um die Effizienz und den Nutzen dieser Informationen für die Partner des Blocks zu steigern.

Der Anstoß für diesen weitreichenden administrativen Schritt ist die gegenwärtige geopolitische Lage. Der anhaltende Konflikt in der Ukraine sowie die Äußerungen des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump über eine mögliche Neubewertung der amerikanischen Unterstützung für die europäische Sicherheit haben Brüssel zu einer tiefgreifenden Revision seiner eigenen verteidigungspolitischen und analytischen Kapazitäten gezwungen. Informierte Kreise betonen, dass die Notwendigkeit eines ausgereifteren und stärker integrierten Ansatzes im Umgang mit der beträchtlichen Menge an Wissen erkannt wurde, über das sowohl die nationalen Nachrichtendienste als auch die Kommission selbst verfügen. Diese Maßnahme wird als deutliches Zeichen dafür interpretiert, dass die EU in einer sich wandelnden Weltordnung die eigene Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit stärken muss.

Es ist geplant, dass in der neuen Abteilung Fachleute eingesetzt werden, die von den Geheimdienststrukturen der teilnehmenden Länder entsandt werden. Dies unterstreicht das Bestreben nach Synergieeffekten, anstatt die bestehenden Systeme vollständig zu ersetzen. Dennoch hat diese Initiative bereits interne Spannungen hervorgerufen. Vertreter des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EEAS) und des existierenden EU Intelligence and Situation Centre (EU INTCEN) äußern Bedenken hinsichtlich einer potenziellen Doppelung ihrer Aufgaben und befürchten eine mögliche Gefährdung ihrer zukünftigen Existenz. Darüber hinaus wird erwartet, dass einige Mitgliedstaaten, darunter Frankreich und Ungarn, Zurückhaltung bei der Weitergabe sensibler Daten zeigen werden.

Das Streben nach größerer Souveränität und Handlungsfähigkeit auf globaler Ebene erfordert von den Akteuren eine Überprüfung veralteter Denkmuster. Bemerkenswert ist, dass bereits im Oktober der frühere finnische Präsident Sauli Niinistö einen Bericht vorlegte, in dem er die Gründung eines eigenen europäischen Nachrichtendienstes forderte. Er hob hervor, dass Europa international an Gewicht verloren habe und die entscheidende Stimme den USA, Russland und China überlassen musste.

Obwohl die konkreten Zeitpläne für den Start dieses Zentrums noch unbestimmt bleiben, belegt allein die Tatsache, dass diese Idee vorangetrieben wird, eine tiefgreifende Evolution der Europäischen Union. Der Block entwickelt sich hin zu einer stärker integrierten Einheit, die fähig ist, auf komplexe Sicherheitsherausforderungen eigenständig zu reagieren. Die Schaffung dieser zentralen Analysekapazität unter der direkten Aufsicht der Kommissionspräsidentin markiert einen signifikanten Schritt in Richtung einer vertieften sicherheitspolitischen Zusammenarbeit und einer gestärkten europäischen Verteidigungsidentität.

Quellen

  • ECO

  • Financial Times

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