Vatikan schließt Repatriierung von 62 indigenen Artefakten an Kanada ab

Bearbeitet von: Татьяна Гуринович

Vatikan schließt Repatriierung von 62 indigenen Artefakten an Kanada ab

Am 15. November 2025 vollzog der Vatikan offiziell die Repatriierung von 62 Kulturgütern der indigenen Völker Kanadas. Dieser bedeutende Schritt ist Teil des fortlaufenden Versöhnungsdialogs, der zwischen dem Heiligen Stuhl und den Gemeinschaften der Ureinwohner Nordamerikas geführt wird und auf die Aufarbeitung kolonialer Ungerechtigkeiten abzielt.

Die Übergabe der Artefakte fand im Vatikan statt, wo Papst Leo XIV. die Gegenstände persönlich an die Kanadische Konferenz Katholischer Bischöfe aushändigte. In einer gemeinsamen Erklärung wurde diese Geste als ein „konkretes Zeichen des Dialogs, des Respekts und der Geschwisterlichkeit“ gewürdigt. Kanadas Außenministerin Anita Anand bezeichnete diesen Akt als einen „wichtigen Meilenstein, der das vielfältige kulturelle Erbe der indigenen Völker ehrt und die laufenden Bemühungen um Wahrheit, Gerechtigkeit und Versöhnung unterstützt.“

Zu den 62 rückgeführten Objekten zählen spezifische und historisch bedeutsame Stücke, darunter ein Inuit-Kajak, Wampum-Gürtel, Kriegskeulen sowie rituelle Masken. Diese Gegenstände repräsentieren nicht nur materielle Kultur, sondern auch tief verwurzelte spirituelle Traditionen der indigenen Gemeinschaften. Sie waren über ein Jahrhundert lang im Ethnologischen Missionsmuseum der Vatikanischen Museen, heute bekannt als Anima Mundi, aufbewahrt worden. Die Gesamtsammlung des Museums umfasst mehr als 80.000 Objekte, die im Laufe der Zeit von Missionaren aus aller Welt zusammengetragen wurden. Ursprünglich gelangten die 62 Artefakte nach Rom, nachdem katholische Missionare sie für die Weltausstellung der Missionen eingesandt hatten, die 1925 von Papst Pius XI. initiiert worden war. Diese Ausstellung sollte die weltweite Reichweite der katholischen Mission demonstrieren.

Der historische Rahmen dieser Restitution ist untrennbar mit dem Besuch von Papst Franziskus in Kanada im Jahr 2022 verbunden. Bei diesem Anlass entschuldigte sich das Kirchenoberhaupt für die Beteiligung der Kirche am Betrieb des berüchtigten Residential-School-Systems. Dieses System, das darauf abzielte, indigene Kinder von ihrer Kultur zu entfremden, wurde von der Wahrheits- und Versöhnungskommission Kanadas explizit als „kultureller Genozid“ eingestuft. Während dieses historischen Besuchs forderten indigene Führungspersönlichkeiten die Rückgabe der entzogenen, kulturell signifikanten Gegenstände als notwendigen Schritt zur Wiederherstellung der Würde. Experten und Vertreter der Ureinwohner äußern jedoch weiterhin erhebliche Zweifel an der Freiwilligkeit der ursprünglichen Übergabe dieser Objekte, da die Missionen in der Kolonialzeit eine immense Machtposition innehatten und die indigenen Völker unter Zwang standen.

Nach ihrer Ankunft in Kanada werden die Artefakte voraussichtlich über die Bischöfe an die Nationalen Indigenen Organisationen (NIOs) übergeben, um eine direkte Kontrolle durch die betroffenen Gemeinschaften zu gewährleisten. Es ist geplant, dass die Stücke zunächst im Kanadischen Geschichtsmuseum in Gatineau untergebracht werden. Dort wird ein eigens eingerichteter Rat von indigenen Vertretern gemeinsam mit Museumsexperten über die künftige Bestimmung und Präsentation der Sammlung entscheiden. Bobby Cameron, der Leiter der Föderation Souveräner Indianischer Nationen, hatte zuvor die sakrale Bedeutung dieser Gegenstände für die psychische und kulturelle Heilung der Gemeinschaften nach den Traumata der Kolonisierung hervorgehoben. Die formelle Übertragung erfolgte nach einem sogenannten „Kirche-zu-Kirche“-Schema, einem Präzedenzfall, der bereits bei der Rückgabe von Parthenon-Fragmenten durch den Vatikan an Griechenland im Jahr 2023 angewandt wurde.

Professorin Gloria Bell von der McGill University bewertete die Entscheidung als einen wichtigen Schritt zur Anerkennung der Souveränität der indigenen Völker und als Beginn einer echten Heilung. Sie betonte, dass die Rückführung dieser Kulturgüter ein entscheidendes Signal für die Wiederherstellung des Vertrauens sei. Die Artefakte werden voraussichtlich noch vor Jahresende 2025 in Kanada eintreffen. Dieser Abschluss markiert das Ende langjähriger Verhandlungen und unterstreicht die Ernsthaftigkeit des Versöhnungsprozesses, der nun in die Hände der indigenen Gemeinschaften übergeht.

Quellen

  • Deutsche Welle

  • Vatican returns to Canada artefacts connected to Indigenous people

  • Pope returns 62 artifacts to Indigenous peoples from Canada as part of reckoning with colonial past

  • FSIN calls on Vatican to return sacred Indigenous artifacts

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