Selenskyjs diplomatische Offensive: Von Madrid nach Ankara zur Stärkung der Sicherheit und Friedenssuche

Bearbeitet von: Татьяна Гуринович

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj absolvierte Mitte November 2025 eine Reihe hochrangiger internationaler Treffen. Diese diplomatische Offensive zielte darauf ab, die Verteidigungsfähigkeiten des Landes zu festigen und den ins Stocken geratenen Verhandlungsprozess neu zu beleben. Am 16. November 2025 führte er zunächst Gespräche in Spanien mit Premierminister Pedro Sánchez. Nur einen Tag später, am 17. November, reiste das Staatsoberhaupt weiter nach Ankara, um dort Präsident Recep Tayyip Erdoğan zu treffen. Diese Visiten sind integraler Bestandteil der kontinuierlichen diplomatischen Arbeit Kiews, die darauf ausgerichtet ist, die Sicherheit zu gewährleisten und tragfähige Wege zur Beendigung des russisch-ukrainischen Krieges zu finden.

In Madrid lag der Schwerpunkt der Beratungen auf den dringendsten Sicherheitsbedürfnissen der Ukraine. Dies umfasste insbesondere die Verstärkung der Luftverteidigungssysteme (PVO) sowie die Sicherstellung des Energiesektors angesichts des bevorstehenden Wintereinbruchs. Präsident Selenskyj unterstrich, dass jede Interaktion mit den internationalen Partnern konkrete und messbare Ergebnisse liefern müsse. Während der Zusammenkünfte mit hochrangigen Vertretern des spanischen Parlaments, namentlich der Präsidentin des Kongresses der Abgeordneten, Francina Armengol, und dem Präsidenten des Senats, Pedro Rollán, wurden die aktuelle Lage an der Front und die verheerenden Folgen der Angriffe auf die zivile Infrastruktur detailliert erörtert.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Gespräche war die Kooperation mit spanischen Rüstungsunternehmen, die sich auf Radar- und Drohnentechnologien spezialisiert haben, sowie die Bekräftigung der Unterstützung für den Integrationskurs der Ukraine in die Europäische Union. Spanien hat bereits eine signifikante Unterstützung zugesagt. Das im Mai 2024 unterzeichnete bilaterale Sicherheitsabkommen sieht Hilfen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro vor, die unter anderem Flugabwehrraketen für das Patriot-System und Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A4 umfassen. Darüber hinaus plant Madrid, bis 2027 zusätzliche 5 Milliarden Euro über die Europäische Friedensfazilität (EPF) bereitzustellen und beteiligt sich aktiv am multinationalen Verteidigungsfonds PURL. Selenskyj bedankte sich ausdrücklich für die Unterstützung der territorialen Integrität und Souveränität der Ukraine, die er von beiden Kammern der General Cortes erhalten hatte.

Die Weiterreise nach Ankara am 17. November 2025 diente der Intensivierung diplomatischer Bemühungen zur Wiederaufnahme von Friedensgesprächen, was Kiew als eine der obersten Prioritäten ansieht. Präsident Selenskyj kündigte an, dass die ukrainische Delegation „ausgearbeitete Lösungen“ mitbringe, die den Partnern zur Förderung des Dialogs vorgeschlagen werden sollen. Die Türkei bekräftigte ihrerseits durch Außenminister Hakan Fidan die Absicht, die Vermittlungsbemühungen fortzusetzen und die Montreux-Konvention, welche die Schifffahrt im Schwarzen Meer regelt, strikt einzuhalten.

Trotz dieser diplomatischen Initiativen bestehen weiterhin erhebliche Hürden im Verhandlungsprozess. Die Ukraine hatte zuvor angekündigt, die Teilnahme am direkten Dialog mit Russland bis Ende 2025 auszusetzen, und beharrt auf einem persönlichen Gipfeltreffen der Staatsoberhäupter. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte am 18. November 2025, dass russische Vertreter nicht an den in der Türkei geplanten Kontakten teilnehmen würden. Er erwarte zunächst Informationen über den genauen Inhalt dieser Treffen, welche nach seinen Angaben auch Kontakte Selenskyjs mit türkischen Partnern und dem US-Vertreter Steve Witkoff umfassen könnten.

Die türkische Seite ist ungeachtet der Äußerungen über die Erschöpfung der Ressourcen beider Kriegsparteien an Erfolgen der Ukraine im Schwarzen Meer interessiert, was vor dem Hintergrund des historischen Einflusses Ankaras und Moskaus in dieser Region zu sehen ist. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die diplomatische Rundreise von Präsident Selenskyj nach Spanien und in die Türkei Mitte November 2025 eine mehrdimensionale Strategie verfolgte: Einerseits ging es um die Sicherung kritischer militärischer und energetischer Hilfe von Spanien, andererseits um die Nutzung der Vermittlerposition der Türkei, um die Voraussetzungen für eine Wiederaufnahme des Verhandlungswegs zu schaffen. Dabei bleibt die Rückführung der Kriegsgefangenen weiterhin eine zentrale Priorität auf der Agenda Kiews.

Quellen

  • Deutsche Welle

  • Zelenskyy to meet with President Erdogan in Ankara ahead of peace negotiations

  • Volodymyr Zelenskyy and Pedro Sánchez Discussed Ukraine’s Energy Needs and Agreed on New Steps to Support Ukraine

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