Am 18. September 2025 erlebte Frankreich eine landesweite Welle von Streiks und Protesten, die sich gegen die Sparpolitik von Präsident Emmanuel Macron richteten. Die von führenden Gewerkschaften organisierten Arbeitsniederlegungen legten zentrale Sektoren wie den öffentlichen Nahverkehr, das Bildungswesen und das Gesundheitswesen lahm.
Die Auswirkungen auf den Verkehr waren erheblich. Die französische Staatsbahn SNCF meldete, dass nur 30 bis 40 Prozent der regulären Züge verkehrten, was sowohl Hochgeschwindigkeitszüge (TGV) als auch regionale (TER) und Pariser Vorortzüge (RER) betraf. In Paris führten die Streiks zu massiven Störungen im Metro-, Bus- und Straßenbahnnetz, wobei einige Linien komplett eingestellt wurden oder nur stark reduziert fuhren. Lediglich die automatisierten Metrolinien 1, 4 und 14 waren nicht betroffen. Auch der Flugverkehr litt unter den Protesten, da die Gewerkschaft der Fluglotsen SNCTA zum Streik aufrief, was zu Verspätungen und Annullierungen an wichtigen Flughäfen wie Paris-Charles de Gaulle und Paris-Orly führte. Die SNCTA hatte ihren Streik jedoch ursprünglich auf Oktober verschoben, aber die Auswirkungen waren dennoch spürbar.
Öffentliche Dienstleistungen und das Bildungssystem waren ebenfalls stark beeinträchtigt. Landesweit blieben Apotheken geschlossen, mit Ausnahme von Notdiensten. Bildungseinrichtungen operierten mit stark reduzierter Kapazität; so schlossen 98 Prozent der Apotheken, und jeder dritte Grundschullehrer streikte. Demonstrationen fanden im ganzen Land statt, bei denen die Teilnehmer ihren Widerstand gegen Haushaltskürzungen und das Einfrieren von Sozialleistungen zum Ausdruck brachten. Steigende Armut, zunehmende Ungleichheit und die Erosion öffentlicher Dienstleistungen waren zentrale Anliegen der Protestierenden. In Paris kam es zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten, während in Städten wie Nantes und Lyon Straßenblockaden errichtet wurden. Landesweit waren rund 80.000 Polizisten im Einsatz.
Die Ereignisse fanden in einem politisch angespannten Klima statt. Premierminister François Bayrou war am 9. September 2025 nach einer verlorenen Vertrauensfrage zurückgetreten, woraufhin Sébastien Lecornu zum neuen Premierminister ernannt wurde. Kritiker sahen in Lecornus Ernennung eine Fortsetzung der bisherigen Regierungspolitik, was die öffentliche Unzufriedenheit weiter anheizte. Die französische Staatsverschuldung belief sich 2025 auf 114 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, die drittthöchste Quote in der EU, was die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen unterstrich. Die Ratingagentur Fitch senkte die Kreditwürdigkeit Frankreichs aufgrund der politischen Krise und steigender Schulden auf A+ von zuvor AA-.
Die Gewerkschaft CGT schätzte die Zahl der Demonstranten auf über eine Million, während das Innenministerium von rund 500.000 Teilnehmern sprach. Die Streikbereitschaft in Frankreich ist historisch hoch; im Zeitraum 2011-2020 verlor das Land durchschnittlich 93 Arbeitstage pro 1.000 Beschäftigte durch Streiks, ein Spitzenwert im europäischen Vergleich. Die Ereignisse des 18. September 2025 verdeutlichten tiefgreifende gesellschaftliche Spannungen hinsichtlich der Wirtschaftspolitik und der Zukunft der öffentlichen Dienstleistungen.