Italien im Ausnahmezustand: Streiks legen Verkehr und Bildung lahm

Bearbeitet von: Татьяна Гуринович

Italien erlebte am Montag, dem 22. September 2025, einen landesweiten Stillstand, ausgelöst durch massive Streiks, zu denen die Unione Sindacale di Base (USB) aufgerufen hatte. Im Zeichen der Solidarität mit der Bevölkerung im Gazastreifen und als Protest gegen die sich verschärfende humanitäre Lage dort legten zahlreiche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Tätigkeiten nieder. Die Auswirkungen waren in allen Sektoren spürbar und reichten von erheblichen Behinderungen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr bis hin zu Blockaden an Bildungseinrichtungen.

In den großen Metropolen wie Rom und Mailand versammelten sich Zehntausende Menschen zu Demonstrationen. Allein in der italienischen Hauptstadt schätzten Beobachter die Teilnehmerzahl auf über 40.000. In Mailand gingen trotz widriger Wetterbedingungen Tausende auf die Straße. Weitere Protestaktionen fanden in Städten wie Bologna statt, wo die Polizei Wasserwerfer einsetzte, um Demonstranten aufzulösen, die Straßen blockierten. In Turin trugen Studierende durch Blockaden von Schulen und Universitäten zur Beeinträchtigung des Bildungsbetriebs bei.

Die Streikmaßnahmen, die in der Regel bis 23:00 Uhr andauerten, betrafen kritische Infrastrukturen wie den öffentlichen Nahverkehr, die Eisenbahnen, Häfen und diverse öffentliche Dienstleistungen. Bemerkenswert ist, dass die großen italienischen Gewerkschaften sich nicht an diesem Streik beteiligten. Die USB nutzte die Gelegenheit, um Sanktionen gegen Israel zu fordern und bezeichnete die Vorgehensweise Israels im Gazastreifen als Völkermord – eine Einschätzung, die auch von der Europäischen Kommission geteilt wird, welche die Aufnahme von Operationen zuvor verurteilt hatte.

Die Solidarität erstreckte sich auch auf die Hafenarbeiter in Genua und Livorno, die Zufahrtsstraßen blockierten, um zu verhindern, dass Italien als Umschlagplatz für Waffenlieferungen nach Israel dient. Diese Aktionen sind Teil einer breiteren europäischen Bewegung von Hafenarbeitern gegen die Kriegslogistik.

Die Proteste blieben nicht ohne Zwischenfälle. In Mailand kam es zu Ausschreitungen, als eine Gruppe von Demonstranten versuchte, in den Hauptbahnhof einzudringen. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein, um die Situation zu kontrollieren, wobei nach Angaben der Behörden mindestens 60 Beamte verletzt wurden. Die Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sah sich derweil Kritik von linken Parteien und Gewerkschaften ausgesetzt, die ihr eine zu zögerliche Haltung in der Gaza-Frage und die Fortführung militärischer Abkommen mit Israel vorwarfen. Verkehrsminister Matteo Salvini versuchte indes, die Auswirkungen der Streiks auf den Bahnverkehr herunterzuspielen.

Diese Ereignisse verdeutlichen die tiefe gesellschaftliche Betroffenheit über die humanitäre Krise in Gaza und die damit verbundenen politischen und moralischen Debatten in Italien. Die Forderungen nach Sanktionen und die Solidaritätsbekundungen zeigen, wie sehr die Entwicklungen im Nahen Osten die öffentliche Meinung und die politische Landschaft in Europa beeinflussen. Die internationale Anerkennung eines palästinensischen Staates durch Länder wie Großbritannien, Kanada und Australien wird in diesem Kontext ebenfalls diskutiert. Die anhaltenden Spannungen unterstreichen die Notwendigkeit fortwährender diplomatischer Bemühungen für Frieden und Stabilität in der Region.

Quellen

  • Deutsche Welle

  • BalticReporter.com

  • RIA.ru

  • Report.az

  • News.am

  • Detaly.co.il

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