Die Radioastronomie, ein Feld, das 1933 mit Karl Jansky's Entdeckung von Radiowellen aus dem Zentrum der Milchstraße begann, hat unser Verständnis des Kosmos revolutioniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg, beflügelt durch überschüssige militärische Radartechnik, erlebte sie bedeutende Fortschritte. Heute ermöglichen Giganten wie Chinas FAST-Teleskop und das Square Kilometre Array (SKA) tiefere Einblicke in das Universum. Doch eine neue Herausforderung am Horizont droht, die stillen Beobachtungsfenster zu stören: die rasant wachsende Zahl von Satellitenkonstellationen.
Diese Satelliten, insbesondere die von SpaceX's Starlink, emittieren unbeabsichtigte elektromagnetische Strahlung (UEMR), die sich über breite Frequenzbereiche erstreckt. Beobachtungen mit dem Low Frequency Array (LOFAR) haben gezeigt, dass die zweite Generation der Starlink-Satelliten bis zu 32-mal mehr UEMR aussendet als die erste Generation. Diese Strahlung kann die empfindlichen Detektoren von Radioteleskopen überblenden und die Erfassung schwacher kosmischer Signale erschweren. Allein bis Ende August 2025 hat SpaceX über 8.000 Starlink-Satelliten in die Erdumlaufbahn gebracht, mit Plänen für Zehntausende weitere. Diese Zunahme des kumulativen Radio-Rauschens stellt eine ernsthafte Bedrohung für die radioastronomische Forschung dar.
Um dieser wachsenden Störung entgegenzuwirken, arbeiten Astronomen und Satellitenbetreiber an gemeinsamen Lösungen. SpaceX kooperiert mit dem Centre for the Protection of the Dark and Quiet Sky from Satellite Constellation Interference (IAU CPS) der Internationalen Astronomischen Union (IAU), um technische Ansätze zur Reduzierung von UEMR zu entwickeln. Auch das Komitee für die friedliche Nutzung des Weltraums der Vereinten Nationen (COPUOS) hat das Thema auf seine Agenda gesetzt, um internationale Richtlinien zum Schutz von Funkstille-Zonen zu erarbeiten. Die IAU CPS, die gemeinsam vom NSF NOIRLab und dem SKA Observatory (SKAO) betrieben wird, spielt eine zentrale Rolle bei der Koordination dieser Bemühungen und der Entwicklung von Empfehlungen für eine nachhaltige Nutzung des Weltraums.
Die Bemühungen umfassen die Entwicklung von Designs und Materialien zur Reduzierung der Satellitenemissionen sowie die Förderung von Forschung zur Untersuchung der Auswirkungen auf alle Beteiligten. Die internationale Gemeinschaft erkennt die Notwendigkeit, technologischen Fortschritt mit dem Schutz der wissenschaftlichen Forschung in Einklang zu bringen, und strebt nach ausgewogenen Lösungen, die sowohl technologische Entwicklung als auch wissenschaftliche Entdeckungen ermöglichen. Die Bewahrung von Funkstille-Zonen ist für die Zukunft der Radioastronomie von entscheidender Bedeutung. Die fortlaufende Zusammenarbeit zwischen Astronomen, Satellitenbetreibern und internationalen Gremien ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Expansion von Satellitennetzwerken unsere Erforschung des Kosmos nicht behindert. Die Herausforderungen sind zwar immens, doch die gemeinsamen Anstrengungen, wie die Verlängerung der Finanzierung der IAU CPS bis 2030, zeigen ein starkes Engagement für die Wahrung der Integrität der radioastronomischen Forschung und den Schutz des dunklen und stillen Himmels für zukünftige Generationen.