Der Dokumentarfilm „Film di Stato“ (Staatsfilm) des italienischen Regisseurs Roland Sejko wurde im Jahr 2025 auf dem renommierten Internationalen Dokumentarfilmfestival in Jihlava vorgestellt. Dieses Werk, das die Unterstützung von Luce Cinecittà genießt und im Frühjahr des Folgejahres in den italienischen Kinos vertrieben wird, widmet sich einer tiefgründigen, rein nonverbalen Auseinandersetzung mit der vierzigjährigen Ära der Diktatur von Enver Hoxha in Albanien. Der 78-minütige Streifen verzichtet bewusst auf einen erklärenden Off-Kommentar. Stattdessen vertraut Sejko ausschließlich auf die suggestive Kraft der Montage und eine sorgfältige Tongestaltung, um die Entwicklung des Landes von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis zum endgültigen Zusammenbruch des kommunistischen Systems zu beleuchten.
Sejko gilt als Meister darin, historisches Archivmaterial in eindringliche visuelle Erzählungen zu transformieren. Für „Film di Stato“ verwendete er ausschließlich Filmmaterial, das seinerzeit vom Regime selbst als primäres Propagandainstrument erstellt wurde. Dieser einzigartige Ansatz versetzt die Zuschauer in die Lage, nicht nur als passive Beobachter der Geschichte zu fungieren, sondern die spezifischen Rhythmen und die unterschwelligen Erwartungen jener Epoche unmittelbar zu spüren. Dies reicht von den inszenierten Momenten massiver kollektiver Einheit bis hin zur beklemmenden, verborgenen Stille, die den Führerkult umgab. Fachkritiker betonen, dass diese Methodik das Archivmaterial dazu zwingt, seine ursprüngliche Funktion – die reine Fixierung der Geschichte – zu überschreiten. Es wird aktiv zur Konstruktion der historischen Realität eingesetzt, um sich dann, durch die demaskierende Linse Sejkos, selbst zu entlarven.
Die Intention des Regisseurs geht über die bloße Darstellung von Propaganda hinaus. Durch die geschickte Kombination von Schnitt und Akustik gelingt es Sejko, eine Gegen-Erzählung zu dem offiziell aufgedrängten Sinn zu entwickeln. Er legt feine Risse und unterschwellige Signale frei, die eine alternative, kritische Interpretation der dokumentierten Ereignisse ermöglichen. Diese präzise sezierende Analyse der Mechanismen der Selbstbeweihräucherung totalitärer Machtstrukturen gewinnt in der Gegenwart, in der die permanenten Informationsflüsse unsere Wahrnehmung der Realität unaufhörlich zu formen versuchen, eine besondere und drängende Brisanz. Die Fähigkeit, nachzuvollziehen, wie die historische Maschinerie der Macht ihr eigenes Idealbild erschuf, dient somit als entscheidender Schlüssel, um moderne Manipulationsversuche im heutigen Medienraum erfolgreich zu erkennen und zu entschlüsseln.
„Film di Stato“ bietet somit weit mehr als nur einen historischen Einblick in die albanische Autokratie. Es stellt eine tiefgreifende Untersuchung der universellen Blindheit der Macht dar. Im ehrgeizigen Streben nach der eigenen Verherrlichung hinterlässt die Macht unwillkürlich dokumentarische Beweugnisse ihrer inhärenten Leere und Brüchigkeit. Der Dokumentarfilm hatte bereits zuvor bei den „Giornate degli Autori“ in Venedig große Anerkennung gefunden und eröffnete nun den Hauptwettbewerb „Opus Bonum“ in Jihlava. Diese prestigeträchtige Platzierung bestätigt Roland Sejkos herausragenden Status als einen der führenden italienischen Meister in der anspruchsvollen Arbeit mit dokumentarischem Erbe und historischem Archivmaterial.
