Die Gewerkschaft SAG-AFTRA hat im Oktober 2025 ein spezialisiertes Regelwerk, die sogenannte Verticals Agreement, ins Leben gerufen. Diese Maßnahme ist eine direkte Reaktion auf die rasante Expansion des Sektors der Microdramen, kurze, fortlaufende Erzählformate, die primär für mobile Endgeräte wie TikTok und YouTube Shorts konzipiert sind. Die neuen Bestimmungen sollen Darstellern und Kreativen in Produktionen mit einem Budgetrahmen von unter 300.000 US-Dollar sowohl Absicherung als auch notwendige Agilität garantieren. Diese Initiative stellt die formelle Anerkennung dieses neuen Erzählkanals durch die etablierte Filmindustrie dar.
Der Markt für Microdramen wird voraussichtlich bis zum Jahr 2030 Umsätze in Milliardenhöhe generieren, was die strategische Wichtigkeit dieses Wandels unterstreicht. Bereits im Jahr 2024 belief sich der Umsatz von Microdramen auf 819 Millionen US-Dollar und könnte bis zum Ende des Jahrzehnts auf 3,8 Milliarden US-Dollar ansteigen. Große Medienhäuser, darunter Fox Entertainment, tätigen bereits erhebliche Investitionen in Unternehmen, die sich auf diese vertikal ausgerichteten Inhalte spezialisiert haben.
Der Präsident der Gewerkschaft, Sean Astin, betonte die Entschlossenheit, die Künstler in dieser digitalen Landschaft zu unterstützen und ihnen neue Entfaltungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Er sieht in den Verticals einen spannenden neuen Bereich, um frische Geschichten zu erzählen und ein breiteres Publikum zu erreichen. Ergänzend dazu hob Duncan Crabtree-Ireland, der Chefunterhändler und National Executive Director, hervor, dass das neue Abkommen die Realitäten dieser Produktionen – deren Tempo, Budgets und kreative Ambitionen – berücksichtigt und gleichzeitig die Kernstandards des Verbandes für den Schutz der Schauspieler wahrt.
Obwohl diese Kurzserien, die oft nur ein bis drei Minuten pro Episode umfassen, neue Türen für aufstrebende Talente öffnen, da die Produktionszyklen sehr schnell sind, bleiben Bedenken bestehen. Insbesondere die Sorge um eine potenziell geringere Produktionsqualität und die Tendenz, auf nicht-gewerkschaftlich organisierte Arbeitskräfte zurückzugreifen, sind präsent. Dennoch signalisiert die Einführung des Verticals Agreement die Anpassungsfähigkeit der Branche an die veränderten Konsumgewohnheiten der Zuschauerschaft.
