„Banzo“ vertritt Portugal bei den 98. Academy Awards

Bearbeitet von: Anulyazolotko Anulyazolotko

Der Film „Banzo“ von Regisseurin Margarida Cardoso wurde ausgewählt, Portugal bei den 98. Academy Awards in der Kategorie Internationaler Spielfilm zu vertreten. Diese Entscheidung traf die Portugiesische Filmakademie nach einer Abstimmungsperiode vom 22. August bis zum 10. September 2025. Der Film beleuchtet das Erbe des portugiesischen Kolonialismus in Afrika und setzt sich mit historischen Erinnerungen und Narben aus einer zeitgenössischen Perspektive auseinander.

„Banzo“ zeichnet sich durch seine visuelle Kraft und eine intime Erzählweise aus, die eine tiefgreifende Reflexion über Identität, Schmerz und kollektives Gedächtnis ermöglicht. Die Handlung spielt im frühen 20. Jahrhundert auf einer tropischen Insel vor der afrikanischen Küste und schildert die gewaltsame Beziehung zwischen portugiesischen Kolonisten und schwarzen Zwangsarbeitern unter den Bedingungen der Sklaverei. Im Mittelpunkt steht Afonso, ein Arzt, der auf die Insel geschickt wird, um die von „Banzo“ betroffenen Bediensteten zu behandeln. Banzo, ein Begriff aus der Kimbundu-Sprache, beschreibt einen Zustand tiefer Melancholie und Sehnsucht nach der Heimat, der bei versklavten Menschen auftrat und oft zu Verzweiflung, Verhungern oder Selbstmord führte.

Historische Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass dieses Phänomen, das als „fatale Nostalgie“ bezeichnet wurde, eine psychische Reaktion auf die Grausamkeit und Entmenschlichung der Sklaverei war. Es wird angenommen, dass das Konzept des Banzo aus europäischen Vorstellungen von Nostalgie als Krankheit entstand, die im 18. und 19. Jahrhundert in medizinischen Werken beschrieben wurde und auf versklavte Afrikaner angewendet wurde. Die erste detaillierte Analyse des Banzo aus der Perspektive der Versklavten stammt von dem portugiesisch-brasilianischen Juristen Luis Antonio de Oliveira Mendes in seiner Schrift von 1793.

„Banzo“ feierte seine Premiere in den portugiesischen Kinos am 23. Januar 2025, nachdem er bereits 2024 auf dem IndieLisboa Filmfestival seine Weltpremiere hatte. Dort erhielt der Film den „Árvore da Vida“-Preis und wurde auch für den „Universities Award for Best Portuguese Feature Film“ ausgezeichnet. Die Auswahl für die Oscars ist ein bedeutender Meilenstein für den Film, der sich mit einer schmerzhaften Periode der portugiesischen Geschichte auseinandersetzt.

Portugal hat seit 1980 Filme für die Kategorie Bester Internationaler Film eingereicht, jedoch bisher noch keine Nominierung in dieser Kategorie erhalten. Die erste und einzige Nominierung Portugals bei den Oscars war für den animierten Kurzfilm „Ice Merchants“ bei den 95. Academy Awards. Die diesjährige Auswahl von „Banzo“ unterstreicht die anhaltende Auseinandersetzung des portugiesischen Kinos mit seiner kolonialen Vergangenheit und deren tiefgreifenden Auswirkungen auf die Identität und das kollektive Gedächtnis.

Quellen

  • SAPO

  • CINEVISAO

  • Universidade Lusófona

  • RTP Notícias

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