Das Astra Film Festival 2025, die älteste und eine der angesehensten europäischen Schauen für nicht-fiktionales Kino in Rumänien, hat seine Pforten in Sibiu am 17. Oktober eröffnet. Dieses bedeutende Filmforum, das bis zum 26. Oktober andauern wird, startete mit einem feierlichen Empfang und einer richtungsweisenden DocTalk-Diskussion. Im Zentrum der Debatte stand das brisante Thema „Online und Offline Neonazismus im Algorithmus des Hasses“.
Im Rahmen des zehntägigen Festivals werden dem Publikum über 70 Dokumentarfilme präsentiert. Viele dieser Werke erleben ihre Premiere auf der Leinwand, gefolgt von direkten Begegnungen und Gesprächen mit ihren Schöpfern. Das Ereignis, das im Herzen Transsilvaniens stattfindet, dient traditionell als unverzichtbare Plattform für die Förderung des Dokumentarfilmschaffens in Mittel- und Osteuropa und bietet Filmschaffenden die Chance auf internationale Anerkennung.
Die zentrale Eröffnungsvorführung war dem dänischen Dokumentarfilm „Decoding Hate“ (2025) von Simon Klose gewidmet. Der Film untersucht detailliert, wie Social-Media-Plattformen von Hassreden profitieren und deren Verbreitung aktiv fördern. Gleichzeitig beleuchtet er die Geschichten jener mutigen Menschen, die diesem Phänomen entschlossen entgegentreten. Solche Vorführungen initiieren eine tiefere Auseinandersetzung mit der Gestaltung öffentlicher Narrative und der Verantwortung jedes Einzelnen bei deren Gestaltung.
Das diesjährige Programm zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Bandbreite aus und umfasst fünf Wettbewerbssektionen: „Rumänien“, „Osteuropa“, „Neue Stimmen“, „DocSchool“ sowie die neu ins Leben gerufene Kategorie „DocShorts“. Die Filme sind zusätzlich in 11 thematische Blöcke unterteilt, die aktuelle gesellschaftliche Fragen aufgreifen. Dazu zählen beispielsweise die Blöcke „Frau/Mutter – um welchen Preis“, „Männlichkeit in der Krise“, „Diktaturen – Ein Überlebensleitfaden für ihre mögliche Rückkehr“ und der Block „Neofaschismus Online und Offline“. Das Festival verspricht, hinsichtlich seines Umfangs und seiner thematischen Tiefe rekordverdächtig zu werden.
Ein wichtiger Aspekt zur Steigerung der Zugänglichkeit ist die Regelung, dass zwei Drittel der gesamten Filmauswahl für zwei Wochen nach der Preisverleihung online abrufbar sein werden. Dies erweitert die Reichweite dieser umfassenden Filmschau erheblich. Parallel zum Hauptprogramm findet vom 20. bis zum 24. Oktober der Bildungsblock AF Junior statt. Dieses Segment richtet sich speziell an ein junges Publikum und bietet angepasste Filme und Meisterkurse, die sich mit Themen wie Identität, Migration, Ökologie, digitaler Kultur und Hassrede auseinandersetzen. Im Rahmen dieses Blocks ist auch ein Workshop zum visuellen Storytelling mit dem Titel „Vom Freiwilligen zum Influencer“ geplant.
Das Astra Film Festival versteht sich nicht nur als reine Filmschau, sondern als ein Raum, in dem Kino in einen aktiven Dialog übergeht. Die DocTalk-Diskussionen sollen keine abschließenden Antworten liefern, sondern Ideen für die weitere Reflexion öffnen und Regisseure, Gäste sowie die Öffentlichkeit einbeziehen. Durch die Beibehaltung des Rechts, Filme direkt für den Europäischen Filmpreis zu nominieren, bestätigt das Festival als Mitglied der Europäischen Filmakademie seinen hohen Stellenwert in der europäischen Kinolandschaft.