Die nordischen Länder sind Vorreiter in Europas Übergang zu nachhaltigen Textilien und bauen auf ihrem Ruf für beständiges Design auf, indem sie sich nun auf Umweltverantwortung in der Mode- und Textilindustrie konzentrieren.
Angesichts des durchschnittlichen jährlichen Verbrauchs von 26 Kilogramm Textilien pro Europäer, von denen die Hälfte entsorgt wird, sind koordinierte regionale Anstrengungen unerlässlich. Das Projekt TRÅD, eine grenzüberschreitende Initiative, die kofinanziert wird durch Interreg Schweden-Norwegen, steht im Zentrum dieses Wandels. Es entwickelt praxisnahe Modelle für eine zirkuläre Textilwirtschaft, indem es die Sammlung, Sortierung und Wiederverwendung von Textilien verbessert, um Abfall zu reduzieren und die Lebensdauer von Kleidungsstücken zu verlängern. Eine zentrale Strategie ist die Stärkung der Herstellerverantwortung, die Produzenten für den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte zur Rechenschaft zieht. Erste Pilotprojekte haben bereits zu effizienteren Sortiersystemen und einer engeren Zusammenarbeit zwischen lokalen Behörden und Unternehmen geführt. Wissensaustauschaktivitäten unterstützen zudem Gemeinschaften und Unternehmen bei der Übernahme nachhaltiger Praktiken.
TRÅD ist Teil einer breiteren nordischen Anstrengung, die eng mit den Schwesterprojekten THREADS (Interreg Northern Periphery and Arctic) und SorTEX (Interreg Öresund–Kattegat–Skagerrak) verbunden ist. Alle drei Projekte, die 2024 starteten, untersuchen verschiedene Phasen der textilen Wertschöpfungskette, von Sammelsystemen bis hin zu fortschrittlichen Recyclingtechnologien, und stellen sicher, dass regionale Erfahrungen in die EU-Strategie für nachhaltige und zirkuläre Textilien einfließen. Bei einem Treffen von Stakeholdern im Juni in Trondheim, Norwegen, wurden regionale Bemühungen abgestimmt und gemeinsame Herausforderungen wie Überproduktion und ineffiziente Textilnutzung identifiziert. Konkrete Pläne zur Bewältigung dieser Probleme wurden entwickelt, darunter gemeinsame Konferenzen und gemeinsame Instrumente zur Überwachung und Bewertung, die die grenzüberschreitende Kooperation fördern.
Diese nordischen Initiativen sind mit anderen regionalen Projekten vernetzt und adressieren gemeinsam verschiedene Stufen des Textillebenszyklus, von der Sammlung bis zu fortschrittlichen Recyclingtechnologien. Die Europäische Union hat mit ihrer Strategie für nachhaltige und zirkuläre Textilien, die im März 2022 vorgestellt wurde, einen wichtigen Schritt unternommen. Diese Strategie zielt darauf ab, Textilien langlebiger, reparierbarer, wiederverwendbarer und recycelbarer zu machen und Fast Fashion entgegenzuwirken. Bis 2025 sind in den EU-Mitgliedstaaten separate Sammlungen für Textilien vorgeschrieben, und es gibt Bestrebungen, die Herstellerverantwortung zu erweitern.
Weltweit wurden 2024 schätzungsweise 121 Millionen Tonnen Textilabfälle erzeugt, mit einer Prognose von 180 Millionen Tonnen bis 2035. Weniger als 1 % des Materials in Kleidung wird zu neuer Kleidung recycelt. Die nordischen Länder tragen durch ihre koordinierten Anstrengungen und Projekte wie TRÅD maßgeblich zur Bewältigung dieser globalen Herausforderung bei und zeigen, wie regionale Zusammenarbeit den grünen Wandel beschleunigen kann.