Wissenschaftler haben die Existenz eines gewaltigen Süßwasserreservoirs unter dem Atlantischen Ozean bestätigt, das sich von New Jersey bis Maine erstreckt. Diese Entdeckung könnte eine bedeutende Lösung für die eskalierende globale Wasserkrise darstellen. Die Präsenz von Süßwasser unter dem Meer ist seit den 1970er Jahren bekannt, als Ölförderungen vor der US-Ostküste auf Süßwasserhunderte von Metern unter dem Meeresboden stießen. Die volle Ausdehnung und das Ausmaß dieser Aquifere blieben jedoch bis zu neueren Untersuchungen unbestätigt.
Im Jahr 2019 kündigten Forscher der Woods Hole Oceanographic Institution und der Columbia University eine „überraschende Entdeckung“ an. Mittels elektromagnetischer Wellen kartierten sie einen immensen Streifen Süßwasser unter dem Ozean, der sich von Massachusetts bis New Jersey erstreckte. Inspiriert von diesen Erkenntnissen begab sich ein internationales Team von Wissenschaftlern im Rahmen der Expedition 501 auf eine Mission zur weiteren Erforschung dieses Phänomens. Im Mai 2025 stachen sie von Bridgeport, Connecticut, aus mit einem Schiff ab, das mit einer Bohrplattform ausgestattet war. Drei Monate lang untersuchten sie Tiefen von 300 bis 400 Metern unter dem Meeresboden an verschiedenen Stellen vor der US-Atlantikküste und sammelten Sediment- und Wasserproben.
Brandon Dugan, Professor für Geophysik an der Colorado School of Mines und Leiter der Expedition, schätzt, dass das Wasser zwischen 200 und 20.000 Jahre alt sein könnte. Jüngeres Wasser könnte auf eine nachfüllende Quelle hindeuten, während älteres Wasser eine endliche Ressource bedeuten würde, die schließlich erschöpft werden könnte. Die Expedition 501, eine Kollaboration von über einem Dutzend Ländern im Wert von 25 Millionen US-Dollar, bohrte 30 bis 50 Kilometer vor der Küste in das, was nun als Süßwasserreservoir gilt, das sich von New Jersey bis Maine erstreckt. Dies ist nur eine von vielen potenziellen Ablagerungen von „heimlichem Süßwasser“, die weltweit in flachen Salzwassern existieren und eines Tages zur Linderung des intensiven Durstes des Planeten erschlossen werden könnten.
Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass das entdeckte Wasser einen deutlich geringeren Salzgehalt aufweist als Meerwasser und sich den von US- und internationalen Behörden empfohlenen Grenzwerten für Trinkwasser annähert. Weitere Analysen sind im Gange, um das Alter und den Ursprung des Wassers genau zu bestimmen. Die globale Nachfrage nach Süßwasser wird laut UN in nur fünf Jahren das Angebot um 40 % übersteigen, was diese Entdeckung umso wichtiger macht. Die praktische Erschließung dieses riesigen unterseeischen Aquifers birgt jedoch technische, ökologische und wirtschaftliche Herausforderungen, die eine sorgfältige Bewertung erfordern werden. Die Entdeckung ist ein wichtiger Schritt im Verständnis unserer Wasserressourcen und bietet eine vielversprechende Perspektive zur Bewältigung der weltweiten Süßwasserknappheit.