Little Grey und Little White, zwei Beluga-Wale, die aus der Gefangenschaft in China gerettet wurden, haben sich erfolgreich in ihr neues Leben im Sea Life Trust Beluga Whale Sanctuary in Island eingelebt. Dieses wegweisende Heiligtum in der Klettsvik-Bucht ist das erste seiner Art weltweit für Belugas und bietet ihnen eine sicherere und natürlichere Umgebung.
Die ursprünglich aus russischen Gewässern stammenden Wale, die 12 Jahre lang in Gefangenschaft lebten, reisten im Juni 2019 über 9.600 Kilometer von Shanghai nach Island. Die Klettsvik-Bucht, die sich über 32.000 Quadratmeter erstreckt und bis zu 10 Meter tief ist, bietet den Belugas ausreichend Platz zum Schwimmen, Erkunden und Tauchen. Die Bucht ist durch Netze vom Meeresboden bis zur Oberfläche geschützt, um die Sicherheit der Wale zu gewährleisten und gleichzeitig den Zugang für Fische zu ermöglichen.
Die Fortschritte der beiden Wale werden durch das „Little Steps“-Programm überwacht, eine Zusammenarbeit mit Whale and Dolphin Conservation (WDC). Dieses Programm bereitet Little Grey und Little White auf ihr Leben in der subarktischen Umgebung vor, indem es ihnen hilft, Kraft aufzubauen und notwendige Fähigkeiten zu entwickeln. Die vollständige Freisetzung der Wale in die offene See des Heiligtums wurde auf das Frühjahr 2026 verschoben, um weitere Verbesserungen des Lebensraums zu ermöglichen und ihr optimales Wohlbefinden zu gewährleisten.
Die Gefangenschaft von Meeressäugern wie Beluga-Walen wirft erhebliche ethische Fragen auf. Studien deuten darauf hin, dass in Gefangenschaft lebende Tiere oft unter Verhaltensauffälligkeiten leiden, die auf Langeweile und mangelnde Stimulation zurückzuführen sind. Belugas in Gefangenschaft sterben häufig früher als ihre wilden Artgenossen, die eine Lebenserwartung von bis zu 60 Jahren haben können, während gefangene Tiere oft vor dem 30. Lebensjahr sterben. Die Einrichtung des Heiligtums ist ein bedeutender Schritt, um Alternativen zur traditionellen Gefangenschaft zu schaffen und das Bewusstsein für das Wohlergehen von Meeressäugern zu schärfen.
Das Projekt hofft auch, die Rehabilitation weiterer gefangener Meeressäuger in natürliche Umgebungen zu fördern und letztendlich die Wal- und Delfinindustrie zu beenden. Das Heiligtum ist nicht nur ein Zufluchtsort für Belugas, sondern beherbergt auch das einzige Papageientaucher-Rettungszentrum Islands. Dieses Zentrum kümmert sich um verletzte und kranke Papageientaucher und arbeitet mit einer lokalen Freiwilligengruppe zusammen, um diese Vögel zu retten und, wenn möglich, wieder in die Freiheit zu entlassen. Besucher können das Zentrum ganzjährig besuchen und mehr über die Arbeit des Heiligtums erfahren. Die Unterstützung durch Besuche und Spenden ist entscheidend für die Pflege der Wale und Papageientaucher.