Die EU peilt die Erweiterung bis 2030 an: Kallas sieht den Zeitplan für Schlüsselkandidaten als realistisch
Bearbeitet von: Татьяна Гуринович
Die Einschätzung, dass die Europäische Union bis zum Jahr 2030 neue Mitglieder aufnehmen könnte, wird als realistisch und erreichbar betrachtet. Diese wichtige Bewertung wurde am 4. November 2025 bekannt gegeben. Kaja Kallas, die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, unterstrich, dass der Erweiterungsprozess derzeit ein höheres Tempo aufweise als in den vorangegangenen fünfzehn Jahren. Sie hob hervor, dass diese Erweiterung eine unverzichtbare strategische Investition in die langfristige Stabilität und Sicherheit des europäischen Kontinents darstellt, insbesondere angesichts der tiefgreifenden Veränderungen in der globalen politischen Landschaft. Marta Kos, die EU-Kommissarin für Erweiterung, bekräftigte diese optimistische Sichtweise und bezeichnete eine erfolgreiche Aufnahme neuer Staaten als eine „reale Möglichkeit in den kommenden Jahren“. Dabei verwies sie explizit auf die bemerkenswerten Fortschritte, die Montenegro, Albanien, die Ukraine und Moldau in ihren jeweiligen Reformbemühungen erzielt haben.
Der tatsächliche Fortschritt der Beitrittskandidaten ist unmittelbar an ihre interne Leistungsfähigkeit und ihren politischen Gestaltungswillen geknüpft. Montenegro hat sich als führender Anwärter positioniert und strebt den Abschluss aller Verhandlungskapitel bis zum Ende des Jahres 2026 an. Nach Einschätzung der EU-Führung ist es daher ein sehr realistisches Ziel, dass Montenegro bereits 2028 der Union beitreten könnte. Albanien, das ebenfalls eine beachtliche Reformdynamik an den Tag gelegt hat, hat sich vorgenommen, den Dialog mit Brüssel bis 2027 erfolgreich zu beenden. Diese ambitionierten Zeitpläne spiegeln die Ernsthaftigkeit wider, mit der diese Länder die notwendigen Anpassungen in Justiz, Wirtschaft und Verwaltung vorantreiben.
Für die beiden Länder, die besonders stark im Fokus stehen – die Ukraine und Moldau – wurde das Jahr 2028 als Zielmarke für den vorläufigen Abschluss der Beitrittsverhandlungen festgelegt, nachdem beide den komplexen Screening-Prozess erfolgreich durchlaufen hatten. Bemerkenswert ist, dass die Ukraine trotz der anhaltenden, umfassenden Aggression durch Russland von der Europäischen Kommission die beste Bewertung seit 2023 erhielt. Dies ist ein deutliches Zeichen für die Widerstandsfähigkeit und die Entschlossenheit des Landes, systemische Reformen auch unter Kriegsbedingungen voranzutreiben.
Vizepremier Taras Kachka betonte, dass der aktuelle Bericht bestätigt, dass Kiew den kritischen Übergang von der bloßen Verabschiedung neuer Gesetze zur tatsächlichen und effektiven Implementierung europäischer Standards in Schlüsselbereichen vollzogen hat. Die Europäische Kommission merkte jedoch an, dass weiterhin Druck auf die nationalen Anti-Korruptionsbehörden ausgeübt wird, ein Bereich, der ständige Wachsamkeit und weitere Maßnahmen erfordert. Auch Moldau, dessen europäischer Vektor auf dem EU-Moldau-Gipfel im Juli 2025 nachdrücklich bekräftigt wurde, arbeitet intensiv daran, die Verhandlungen bis Anfang 2028 vorläufig abzuschließen, um den Anschluss an die erste Welle der Erweiterung nicht zu verpassen.
Im Gegensatz dazu verläuft der Weg Serbiens in die EU deutlich schleppender und ist von Komplikationen gekennzeichnet. Interne politische Turbulenzen und eine spürbare Verlangsamung der notwendigen Reformen, insbesondere im zentralen Bereich der Rechtsstaatlichkeit und der Gewährleistung der Meinungsfreiheit, bremsen den Fortschritt in Belgrad. Die Verzögerung in Serbien dient als deutliche Erinnerung daran, dass die externen Möglichkeiten der EU-Annäherung nur dann genutzt werden können, wenn die interne Kohärenz und das unbedingte Bekenntnis zu den fundamentalen europäischen Prinzipien gegeben sind. Die Glaubwürdigkeit und Realisierbarkeit des Ziels 2030 hängt somit maßgeblich davon ab, wie konsequent und nachhaltig die Kandidaten ihre internen Strukturen gemäß den hohen europäischen Standards transformieren.
Quellen
Firstpost
EU hails progress in enlargement talks with Montenegro, Albania, Moldova, Ukraine
2025 Enlargement Package shows progress towards EU membership for key enlargement partners
Commission adopts 2024 Enlargement Package
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