Die Vereinigten Staaten haben dem UN-Sicherheitsrat eine Resolution zur Entsendung einer multinationalen Sicherheitsmission nach Haiti vorgelegt. Ziel ist es, die haitianische Nationalpolizei bei der Bekämpfung der eskalierenden Bandenkriminalität zu unterstützen, die zu erheblichen Verlusten an Menschenleben und Vertreibungen geführt hat. Die Mission soll die Kapazitäten der haitianischen Nationalpolizei stärken, die angesichts der mächtigen Banden wie "Viv Ansanm" unter Druck steht. Die anhaltende Gewalt hat verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung Haitis.
Bis Mitte 2025 kontrollieren Banden schätzungsweise 90 % der Hauptstadt Port-au-Prince. Allein in der ersten Hälfte des Jahres 2025 wurden über 4.000 Menschen getötet und mehr als 1,3 Millionen vertrieben. Die Vereinten Nationen berichten zudem von einem starken Anstieg sexueller Gewalt, wobei Frauen und Mädchen besonders gefährdet sind. Berichte aus dem Juni und Juli 2025 deuten darauf hin, dass die Gewalt sich über die Hauptstadt hinaus in die Departements Artibonite und Centre ausbreitet, was zu weiteren Vertreibungen führt und den Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen, einschließlich sexueller und reproduktiver Gesundheitsversorgung, einschränkt. Die Entsendung einer solchen Mission ist jedoch von der Zustimmung aller Mitglieder des Sicherheitsrats abhängig, insbesondere von China und Russland, um ein Veto zu verhindern. Während China und Russland in der Vergangenheit die Umwandlung der multinationalen Mission in eine UN-Friedensmission ablehnten und argumentierten, dass die Bedingungen vor Ort nicht für UN-Friedenssicherungseinsätze geeignet seien, da es keinen Frieden zu sichern gäbe, bleibt die Haltung zu diesem spezifischen Resolutionsentwurf abzuwarten.
Die UN-Mission BINUH (United Nations Integrated Office in Haiti) wurde 2019 eingerichtet und konzentriert sich auf die Beratung der haitianischen Regierung zur Förderung von politischer Stabilität, Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschenrechte. Ihr Mandat wurde zuletzt bis Januar 2026 verlängert, um die Unterstützung für die Stabilität Haitis fortzusetzen. Die haitianische Nationalpolizei steht vor erheblichen Herausforderungen, darunter infrastrukturelle, organisatorische und operative Schwierigkeiten. Die Polizeidichte liegt mit 1,30 Beamten pro 1.000 Einwohner unter dem international anerkannten Standard von 2,2. Internationale Partner wie Kanada und Jamaika unterstützen die HNP durch Ausbildungsprogramme, um ihre Kapazitäten zu stärken und die Widerstandsfähigkeit gegen Kriminalität zu erhöhen. Die USA haben zudem Sanktionen und Berichte über die kriminelle Verstrickung in Haiti gefordert, um die eskalierende Sicherheitskrise anzugehen. Die vorgeschlagene Resolution der USA stellt einen wichtigen Schritt dar, um die internationale Gemeinschaft zu mobilisieren und Haiti bei der Wiederherstellung von Frieden und Stabilität zu unterstützen. Die Wirksamkeit der Mission wird jedoch von der Kooperation aller Beteiligten und der Bereitstellung ausreichender Ressourcen abhängen, um die tiefgreifenden Sicherheitsprobleme des Landes zu bewältigen.