Der UN-Sicherheitsrat trat am 10. August 2025 zu einer dringenden Sondersitzung zusammen, um den Plan der israelischen Regierung zur dauerhaften Besetzung des Gazastreifens zu erörtern. Diese Initiative löste internationale Besorgnis aus, da Mitgliedstaaten unterschiedliche Ansichten über die Lage und Israels Absichten vertraten.
Der palästinensische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Riyad Mansour, appellierte eindringlich an die internationale Gemeinschaft, das „Genozid“ in Gaza zu stoppen und warf Israel vor, das palästinensische Volk vernichten und palästinensisches Territorium annektieren zu wollen. Er betonte das Leid von über zwei Millionen Menschen in Gaza. Laut Berichten des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) sind seit Oktober 2023 mindestens 100 Kinder an akuter Unterernährung gestorben, davon 37 seit Juli. OCHA-Koordinator Ramesh Rajasingham stellte fest: „Dies ist keine Krise drohender Hungersnot mehr, dies ist schlicht und einfach Hungersnot.“
Israels stellvertretender ständiger Vertreter bei der UN, Jonathan Miller, wies jegliche Pläne Israels zur dauerhaften Besetzung zurück und legte fünf Prinzipien des israelischen Plans dar: Entwaffnung der Hamas, Freilassung aller Geiseln, Demilitarisierung Gazas, israelische Sicherheitskontrolle über das Gebiet und die Einrichtung einer friedlichen, nicht-israelischen Zivilverwaltung. Die US-Botschafterin Dorothy Shea verteidigte Israels Recht auf Sicherheitsmaßnahmen und wies die Vorwürfe des Genozids als „kategorisch falsch“ zurück.
Russland, China, Frankreich und das Vereinigte Königreich äußerten sich besorgt und warnten vor möglichen regionalen Auswirkungen, weiterer Vertreibung, Tötungen und Zerstörung. Mehrere Länder, darunter Deutschland, Australien, Frankreich, Neuseeland und das Vereinigte Königreich, kritisierten den Plan in einer gemeinsamen Erklärung scharf und warnten, dass er gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen und die katastrophale humanitäre Lage verschärfen könnte.
Die Debatte im Sicherheitsrat unterstreicht die tiefen Spaltungen in der internationalen Gemeinschaft angesichts der anhaltenden Krise in Gaza. Die von OCHA vorgelegten Statistiken zur Kinderernährung zeichnen ein düsteres Bild der humanitären Katastrophe. Die historische Perspektive des seit Jahrzehnten andauernden israelisch-palästinensischen Konflikts, der 1948 mit der Gründung Israels und der Vertreibung Hunderttausender Palästinenser begann, prägt die aktuelle Auseinandersetzung maßgeblich. Die UN-Resolution 181 von 1947, die eine Teilung Palästinas vorsah, wurde von der arabischen Liga abgelehnt, während jüdische Führer sie akzeptierten. Die Besetzung des Gazastreifens durch Israel nach dem Sechstagekrieg 1967 und der spätere Abzug im Jahr 2005 sind weitere wichtige historische Kontexte. Die anhaltende humanitäre Krise, die sich in alarmierenden Raten von Unterernährung widerspiegelt, bei der laut UNICEF über 320.000 Kinder unter fünf Jahren gefährdet sind, verschärft die Dringlichkeit der Lage.