Japans Reaktion auf den Touristenansturm: Massive Erhöhung der Visagebühren und der Ausreisesteuer ab 2026
Bearbeitet von: Татьяна Гуринович
Die japanische Regierung hat tiefgreifende Änderungen in ihrer Fiskalpolitik für ausländische Besucher angekündigt, die mit dem Beginn des Fiskaljahres 2026 in Kraft treten sollen. Diese Maßnahmen sind eine direkte Reaktion auf den beispiellosen Anstieg der Besucherzahlen und zielen darauf ab, die langfristige Tragfähigkeit der Hotellerie und des Gastgewerbes zu gewährleisten. Erstmals seit vier Jahrzehnten ist eine umfassende Überprüfung der Visagebühren geplant. Parallel dazu wird die Ausreisesteuer, die derzeit 1000 Yen pro Person beträgt, indexiert und voraussichtlich erhöht. Diese Anpassungen markieren einen Wendepunkt in der japanischen Tourismusstrategie, weg von der reinen Förderung hin zur aktiven Steuerung der Besucherströme.
Das Interesse am Land der aufgehenden Sonne erreichte 2024 einen historischen Höhepunkt. Japan verzeichnete eine Rekordzahl von 36,87 Millionen Besuchern, was einer signifikanten Steigerung von 47% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieser massive Zustrom, der oft als "Overtourism" bezeichnet wird, hat die Infrastruktur und die sozialen Dienste in beliebten Regionen wie Kyoto und der Umgebung des Fuji-Berges spürbar unter Druck gesetzt. Die Konsequenzen reichen von überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln bis hin zu Beeinträchtigungen der Lebensqualität der Anwohner. Die geplante Anhebung der Gebühren ist als strategisches Instrument konzipiert, um dringend benötigte Mittel umzuleiten und die negativen externen Effekte des Massentourismus abzufedern. Diese Einnahmen sollen in entscheidende Bereiche fließen, darunter die Modernisierung der Flughafenanlagen, die Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen und die Unterstützung nationaler Sozialinitiativen, wie beispielsweise die Finanzierung des kostenlosen Schulbesuchs an Oberschulen.
Ein zentraler Punkt der Reform betrifft die Visagebühren. Die aktuellen Tarife Japans sind seit 1978 unverändert geblieben und liegen damit historisch und international betrachtet extrem niedrig. Zum Vergleich: Ein einmaliges Einreisevisum kostet derzeit lediglich etwa 3000 Yen, was umgerechnet nur ungefähr 20 US-Dollar entspricht. Im Gegensatz dazu können vergleichbare Gebühren für die Einreise in Ländern wie den Vereinigten Staaten von Amerika bis zu 185 US-Dollar betragen. Die japanische Regierung verfolgt das erklärte Ziel, diese Gebühren an die Standards der G7-Staaten und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) anzugleichen. Dies könnte potenziell eine Vervielfachung der Visakosten bedeuten, um eine faire Beteiligung der internationalen Reisenden an den Kosten der Infrastruktur zu gewährleisten. Trotz der Notwendigkeit der Anpassung mahnt Professor Hideaki Tanaka von der Meiji-Universität zur Vorsicht. Er betont, dass ein zu aggressives Vorgehen den internationalen Austausch und die kulturelle Öffnung nicht unnötig behindern dürfe.
Ergänzend zu den bundesweiten Maßnahmen werden auf lokaler Ebene feinere Steuerungsinstrumente eingeführt, um die Besucherströme besser zu managen und die Belastung regional zu verteilen. In der Kulturhauptstadt Kyoto wird ab 2026 ein gestaffeltes System der Beherbergungssteuer implementiert. Die Höhe der Abgabe richtet sich nach der Kategorie der Unterkunft: Sie variiert von 200 Yen für einfache, budgetfreundliche Unterkünfte bis zu 10.000 Yen pro Nacht für Luxushotels. Darüber hinaus wird erwartet, dass bis 2028 das Japan Electronic System for Travel Authorization (JESTA) an den Start geht. Dieses elektronische Reisegenehmigungssystem wird auch von Bürgern jener Länder eine zusätzliche Gebühr verlangen, die derzeit von der Visumpflicht befreit sind. Diese umfassenden Schritte sollen sicherstellen, dass die ökonomischen Vorteile des Tourismus der gesamten japanischen Gesellschaft zugutekommen, ohne dass die inländischen Steuerzahler die Last der überlasteten Infrastruktur allein tragen müssen.
Quellen
Travel And Tour World
Japan to raise visa fees and departure tax in 2026 - Japan Today
Tourism in Japan - Wikipedia
Planning a trip to Japan? Expect higher visa fees and tourist taxes in 2026 | Euronews
USA-Japan Tourism in 2024 Breaks All-Time Record | Japan National Tourism Organization
Japan Projected to Hit Over 40 Million International Visitors Before the End of the Year, Says Tourist Japan
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