Die Vereinigten Staaten und Panama haben dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einen Resolutionsentwurf vorgelegt, der die Entsendung einer spezialisierten „Gang-Bekämpfungstruppe“ und die Einrichtung eines UN-Unterstützungsbüros zur Bekämpfung der mächtigen bewaffneten Banden in Haiti vorsieht. Diese Initiative soll die Mängel der aktuellen UN-unterstützten Mission beheben, die unter Ressourcen- und Personalmangel leidet.
Die US-Botschafterin bei der UNO, Dorothy Shea, betonte die Notwendigkeit einer Mission, die in der Lage ist, „Territorium zu halten, Infrastruktur zu sichern und die Haitianische Nationalpolizei zu ergänzen“. Der Plan beinhaltet auch die Schaffung eines UN-Unterstützungsbüros für logistische Hilfe vor Ort. UN-Generalsekretär António Guterres sprach sich für verstärkte materielle Unterstützung und eine strengere Durchsetzung des Waffenembargos gegen haitianische Banden aus und wies darauf hin, dass ein erheblicher Teil der von diesen Gruppen verwendeten Waffen aus Florida geschmuggelt wird.
Die humanitäre Krise in Haiti hat sich weiter verschärft: Über 1,3 Millionen Menschen sind auf der Flucht vor der eskalierenden Bandengewalt. Ein besorgniserregender Indikator ist der Anstieg der Rekrutierung von Kindern durch Banden um 700 % in den ersten drei Monaten des Jahres 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Kinder machen mittlerweile etwa 50 % der Bandenmitglieder aus und werden oft zum Kampf oder zur Ausbeutung gezwungen.
Als Reaktion auf die zunehmende Gewalt verhängte die haitianische Regierung im August 2025 für die Departements West, Artibonite und Centre einen dreimonatigen Ausnahmezustand. Diese Maßnahme soll der Unsicherheit entgegenwirken und die durch Bandenaktivitäten verschärfte Agrar- und Nahrungsmittelkrise bewältigen. Die vorgeschlagene UN-Mission soll die Haitianische Nationalpolizei und andere internationale Partner bei der Wiederherstellung von Stabilität und Sicherheit unterstützen. Der Sicherheitsrat wird den Resolutionsentwurf in den kommenden Wochen voraussichtlich erörtern.
Die Auswirkungen der Bandenkriminalität auf die Nahrungsmittelversorgung Haitis sind gravierend. Gangs kontrollieren wichtige Transportwege, was zu erhöhten Lebensmittelpreisen führt und die Ernährungsunsicherheit verschärft. Im Artibonite-Tal, der Kornkammer Haitis, sind viele Bauern aufgrund von Erpressung und Einschüchterung gezwungen, ihre Felder zu verlassen, was zu einem Rückgang der lokalen Ernteerträge und einer erhöhten Abhängigkeit von Importen führt. Die Vereinten Nationen schätzen, dass fast die Hälfte der haitianischen Bevölkerung unter akuter Ernährungsunsicherheit leidet, was etwa 5 Millionen Menschen betrifft.
Die Unterbrechung von Lieferketten durch die Bandenkontrolle kritischer Gebiete hat den Zugang zu Nahrungsmitteln weiter eingeschränkt, was zu Engpässen und steigenden Preisen für Grundnahrungsmittel führt. Die Gewalt beeinträchtigt jede Stufe der Lebensmittelversorgungskette, von der landwirtschaftlichen Produktion und dem Transport bis hin zum Marktzugang und der Verteilung an die Verbraucher.