Am 11. September 2025 hat das philippinische Außenministerium (DFA) formell Protest gegen die Ankündigung Chinas eingelegt, ein nationales Naturschutzgebiet am Scarborough-Riff einzurichten. Die Philippinen argumentieren, dass diese Maßnahme gegen internationales Recht verstößt und die Rechte des Landes verletzt. China hingegen gibt an, das Reservat diene dem Schutz der Artenvielfalt und der ökologischen Stabilität.
Das Scarborough-Riff, das rund 124 Seemeilen vor der Küste der philippinischen Provinz Zambales liegt, ist ein zentraler Punkt in den Territorialstreitigkeiten im Südchinesischen Meer. Die Entscheidung Chinas, das Gebiet als „Huangyan Island National Nature Reserve“ auszuweisen, wird von den Philippinen als ein weiterer Versuch Pekings gesehen, seine territorialen Ansprüche in der Region zu untermauern. Eduardo Ano, der Nationale Sicherheitsberater der Philippinen, bezeichnete die Maßnahme als „offensichtlichen Vorwand für eine spätere Besetzung“.
Das philippinische Außenministerium betonte, dass China mit seinem Vorgehen die Rechte und Interessen der Philippinen gemäß dem Völkerrecht eindeutig verletze und forderte Peking auf, die Ausweisung des Schutzgebiets zurückzunehmen und das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen von 1982 einzuhalten. Die Philippinen betrachten das Riff, das sie Bajo de Masinloc nennen, als integralen Bestandteil ihres Territoriums.
China wies die Kritik der Philippinen als „unvernünftig“ und „sogenannte Proteste“ zurück und forderte Manila auf, weitere Provokationen einzustellen und eine Eskalation der maritimen Lage zu vermeiden. Die strategische Bedeutung des Südchinesischen Meeres, durch das mehr als 60 Prozent des globalen Seehandels fließen, macht diese Territorialkonflikte zu einem wichtigen Faktor für die regionale Stabilität. Die USA haben ihre Verteidigungszusage gegenüber den Philippinen bekräftigt und zur friedlichen Beilegung der Streitigkeiten aufgerufen.
Die Geschichte der Spannungen um das Scarborough-Riff ist geprägt von Vorfällen wie der Vertreibung philippinischer Schiffe durch chinesische Küstenwache im August 2025 und einer gefährlichen Annäherung eines chinesischen Militärhubschraubers an ein philippinisches Fischereiflugzeug im Juni 2024. Internationale Schiedsgerichte haben bereits 2016 Chinas Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer als rechtlich unbegründet eingestuft, eine Entscheidung, die China nicht anerkennt.
Die Einrichtung des Naturschutzgebiets durch China wird von Analysten als Versuch gewertet, durch „Lawfare“ die eigenen Positionen zu stärken und die Umwelt als Schutzargument zu nutzen. Die genauen Grenzen und Zonen des neuen Reservats, das sich über mehr als 3.500 Hektar erstrecken soll, werden von der Nationalen Forst- und Graslandverwaltung Chinas noch definiert.