Das Europäische Parlament hat am 11. September 2025 eine Resolution verabschiedet, die die Aufnahme von FARC-Dissidenten, der ELN und des Kartells der Sonnen auf die Liste der Terrororganisationen der Europäischen Union vorsieht.
Die Entscheidung, die mit 355 Stimmen bei 153 Gegenstimmen und 15 Enthaltungen angenommen wurde, unterstreicht die wachsende Besorgnis über die Gewalt in Kolumbien. Diese Verschärfung der Haltung der EU könnte weitreichende Folgen für internationale Kooperationen und Friedensbemühungen im Land haben. Die Einstufung erfolgt vor dem Hintergrund einer steigenden Gewaltwelle in Kolumbien, die sich in jüngsten Angriffen und Massakern manifestiert hat.
Vertreter der Zivilgesellschaft äußern Bedenken, dass die Terrorismus-Einstufung Verhandlungen erschweren könnte. Vincent Vaillies vom europäischen Netzwerk OIDHACO wies darauf hin, dass die EU-Unterstützung für frühere FARC-Gespräche aufgrund deren damaliger Terroristen-Listung langsam erfolgte. Er betonte das Prinzip, dass "man nicht mit Terroristen verhandelt". Ähnlich äußerte sich Jesús Albeiro Parra von der Regionalen Koordination des Kolumbianischen Pazifiks (CRPC), der die Bezeichnung als heuchlerisch bezeichnete, da diese Gruppen aus kolumbianischen politischen Kreisen entstanden seien und nun dem Drogenhandel dienten. Er warnte, dass ein Stopp der Verhandlungen eine totale Kriegsführung für die betroffenen Gemeinschaften bedeuten würde.
Das Kartell der Sonnen, eine kriminelle Organisation, die mit dem venezolanischen Regime unter Nicolás Maduro in Verbindung gebracht wird, wurde bereits am 25. Juli 2025 von der US-amerikanischen Finanzbehörde (OFAC) als globale Terrororganisation eingestuft. Die USA haben eine Belohnung von bis zu 50 Millionen US-Dollar für Informationen ausgesetzt, die zur Festnahme oder Verurteilung Maduros wegen Verstößen gegen das US-Betäubungsmittelgesetz führen könnten. Mehrere lateinamerikanische Länder, darunter Argentinien, Ecuador und Paraguay, haben ähnliche Schritte unternommen und die Verwicklung des Kartells in grenzüberschreitenden Drogenhandel und organisierte Kriminalität als Begründung angeführt.
Die Entscheidung des Europäischen Parlaments wirft ein Schlaglicht auf die komplexe Sicherheitslage in Kolumbien. Während die Einstufung als Terrororganisationen die Bemühungen zur Bekämpfung bewaffneter Gruppen stärken soll, besteht die Sorge, dass sie die komplexen sozialen und politischen Dynamiken, die den Konflikt befeuern, außer Acht lässt. Die EU unterstützt den Friedensprozess in Kolumbien seit vielen Jahren, unter anderem durch die Unterstützung von Friedensverhandlungen mit Gruppen wie der ELN und der EMC FARC-EP, sowie durch die Umsetzung des Friedensabkommens von 2016. Die Schweiz spielt dabei eine wichtige Rolle als Garantenstaat in den Friedensverhandlungen.