Ausrufung des Ausnahmezustands in Lima: Perus Übergangsregierung reagiert auf Kriminalitätswelle

Bearbeitet von: S Света

Die Übergangsregierung Perus, unter der Führung des kürzlich ins Amt gekommenen Präsidenten José Jeri, hat einen umfassenden, dreißigtägigen Ausnahmezustand dekretiert. Diese weitreichende Notverordnung trat pünktlich am 22. Oktober 2025 um Mitternacht in Kraft. Die Maßnahme erstreckt sich über das gesamte Gebiet der Hauptstadtregion Lima sowie die angrenzende Konstitutionelle Provinz Callao. Der Beschluss ist eine unmittelbare und notwendige Antwort auf die dramatische Eskalation von Gewaltverbrechen und Erpressungsdelikten, die primär von organisierten kriminellen Netzwerken ausgehen. Die Regierung signalisiert damit die Einsicht, dass die bisherigen Ansätze zur Bewältigung dieser Sicherheitskrise nicht mehr tragfähig sind.

Die zentralen Bestimmungen des verhängten Ausnahmezustands sehen vor, die Streitkräfte mit weitreichenden Befugnissen auszustatten. Sie sollen die Straßen patrouillieren und in enger Kooperation mit der Peruanischen Nationalpolizei (PNP) agieren, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung wiederherzustellen. Die Aktivierung dieses Notstandsmechanismus zieht zwangsläufig die vorübergehende Einschränkung oder gar Aussetzung fundamentaler verfassungsmäßiger Rechte der Bürger nach sich. Dies betrifft insbesondere die Freizügigkeit und die Unverletzlichkeit der Wohnung in den als Hochrisikozonen eingestuften Stadtteilen. Die Regierung sah sich zu diesem Schritt auch durch den erheblichen öffentlichen Druck gezwungen, da die Bevölkerung ihren Unmut über die grassierende Kriminalität lautstark artikulierte und unverzügliche, entschlossene staatliche Interventionen einforderte.

Präsident Jeri, der erst am 10. Oktober 2025 das höchste Staatsamt übernommen hatte, nachdem sein Vorgänger durch ein Amtsenthebungsverfahren abgesetzt worden war, hob die Dringlichkeit der Lage hervor. Er betonte, dass dieser unverhältnismäßige Anstieg der Kriminalitätsraten dem nationalen Gefüge immensen Schaden zufügt. Die Ausrufung des Ausnahmezustands markiert nach seiner Auffassung den Beginn einer neuen, entschlosseneren Ära im Kampf gegen die Bedrohung der öffentlichen Sicherheit, die das Vertrauen der Bürger in den Staat untergräbt.

Die statistischen Daten, die dieser Entscheidung zugrunde liegen, zeichnen ein düsteres Bild der Entwicklung: Die registrierten Fälle von Erpressung verzeichneten einen schockierenden Anstieg von 540%. Die absoluten Zahlen stiegen von 2.396 Fällen im Jahr 2023 auf alarmierende 15.336 Fälle im Jahr 2024. Lima fungiert dabei unbestreitbar als der Brennpunkt und das Epizentrum dieser kriminellen Welle. Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit sofortiger und sichtbarer Gegenmaßnahmen, um die Kontrolle über die Metropole zurückzugewinnen.

Die Regierungsstellen, einschließlich des Premierministers, sehen in dieser drastischen Maßnahme einen notwendigen Impulsgeber für weitreichendere strukturelle Transformationen, wozu auch die Prüfung umfassender Reformen des überlasteten Strafvollzugssystems gehört. Dennoch äußern Analysten Bedenken, dass eine zu starke Fokussierung auf reine Sicherheitsmaßnahmen und die temporäre Verhängung des Ausnahmezustands von der dringenden Notwendigkeit systemischer Korrekturen ablenken könnte. Es wird kritisiert, dass die Konzentration der Entscheidungsfindung in Lima, selbst bei existierenden Programmen wie dem „Plan Peru Seguro“, keine hinreichend effektive Bekämpfung der Kriminalität in den ländlichen Regionen ermöglicht, wo lokale Behörden chronisch unter mangelnden Investitionen in präventive Maßnahmen leiden. Die dreißigtägige Dauer des Ausnahmezustands wird somit zu einem entscheidenden Testlauf. Der wahre Wert dieser Maßnahme wird sich nicht allein in der Zahl der Verhaftungen widerspiegeln, sondern vielmehr in der Fähigkeit der Behörden, diese Krise als Chance zu nutzen, um eine langfristige Grundlage für die Wiederherstellung des gesellschaftlichen Friedens und des Vertrauens der Bürger in die staatlichen Institutionen zu legen.

Quellen

  • Deutsche Welle

  • Infobae

  • Emol

  • Gobierno de Perú

Haben Sie einen Fehler oder eine Ungenauigkeit festgestellt?

Wir werden Ihre Kommentare so schnell wie möglich berücksichtigen.