Die Nationalen Astronomischen Observatorien der Chinesischen Akademie der Wissenschaften haben das Advanced Infrared Solar Magnetograph (AIMS) offiziell in Betrieb genommen. Diese Inbetriebnahme stellt einen entscheidenden Wendepunkt in der Erforschung der fundamentalen Magnetkräfte der Sonne dar. Das hochmoderne Instrument, das weltweit einzigartig ist, wurde speziell dafür entwickelt, solare Magnetfelder mithilfe des mittleren Infrarotspektrums zu kartieren. Die erfolgreiche Endabnahme des AIMS bestätigt einen bedeutenden Fortschritt in der unabhängigen Innovation der chinesischen Raumfahrttechnologie und eröffnet eine völlig neue Perspektive auf die dynamischen Prozesse unseres Zentralsterns.
Die AIMS-Anlage befindet sich an einem strategisch wichtigen Standort in Lengshuicheng, in der Provinz Qinghai, und operiert dort auf einer Höhe von etwa 4000 Metern über dem Meeresspiegel. Diese exponierte Lage wurde bewusst gewählt, da sie Umweltbedingungen bietet, die für Beobachtungen im mittleren Infrarotbereich außergewöhnlich günstig sind. Das Projekt, dessen Anfänge im Jahr 2015 liegen, führte zur Entwicklung und Integration von firmeneigenen Mittelinfrarot-Spektrometern, hochentwickelten Bildgebungskameras und einem spezialisierten Vakuum-Kryogeniksystem.
Dank dieser bemerkenswerten Ingenieursleistung ist das Teleskop in der Lage, die magnetischen Signaturen der Sonne direkt zu erfassen. Die erzielbare Präzision übertrifft dabei den Wert von 10 MilliGauss, was einen bislang unerreichten Standard in der Sonnenbeobachtung setzt. Diese neue Fähigkeit schließt eine spürbare Lücke in der globalen Infrastruktur zur Messung solarer Magnetfelder im mittleren Infrarotbereich und etabliert damit einen neuen Maßstab für die beobachtende Wissenschaft.
Die gewonnenen Daten sind von größter Bedeutung, um das Verständnis solarer Phänomene zu vertiefen. Hierzu zählen insbesondere die Mechanismen, die Sonnenflecken antreiben, sowie die Materieauswürfe während Sonneneruptionen (Solar Flares). Solche solaren Ausbrüche haben direkte Auswirkungen auf terrestrische Systeme, da sie das Potenzial besitzen, globale Kommunikations- und Navigationsnetzwerke sowie Stromnetze auf der Erde empfindlich zu stören.
Durch die Bereitstellung hochpräziser Messungen der zugrunde liegenden magnetischen Struktur wird AIMS zu einer unverzichtbaren Ressource zur Verbesserung von Weltraumwetter-Vorhersagemodellen und zur Vertiefung der Grundlagenforschung in der Sonnenphysik. Das mittlere Infrarotfenster, das AIMS ins Visier nimmt, ist besonders wertvoll, da es Forschern ermöglicht, tiefer in die untere Atmosphäre der Sonne, die Photosphäre, vorzudringen. Genau in dieser Schicht ist das Magnetfeld am direktesten mit der sichtbaren Sonnenaktivität verknüpft. Die wissenschaftliche Gemeinschaft erwartet, dass die Daten dieses neuen Observatoriums den gemeinsamen Weg beschleunigen werden, die Sonnenphysik umfassend zu beherrschen und die Risiken des Weltraumwetters effektiver zu mindern.
