PRIMA-System: Technologischer Durchbruch bei der Wiederherstellung des Sehvermögens bei atrophischer AMD
Bearbeitet von: Tetiana Pin
Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD), insbesondere ihre atrophische Form, stellte lange Zeit eine der Hauptursachen für den irreversiblen Verlust des zentralen Sehvermögens bei älteren Menschen dar. Weltweit sind über 5 Millionen Menschen von dieser fortschreitenden Erkrankung betroffen, bei der die Photorezeptoren allmählich absterben. Bislang galt dieser Zustand aufgrund der progressiven Erschöpfung der lichtempfindlichen Zellen als unheilbar. Die Entwicklung des drahtlosen Netzhautsystems PRIMA markiert jedoch einen bedeutenden technologischen Fortschritt und eröffnet den betroffenen Patienten völlig neue Perspektiven.
Der innovative PRIMA-Komplex wurde konzipiert, um die verlorenen Funktionen des zentralen Sehens zu ersetzen und wiederherzustellen. Das System setzt sich aus mehreren Schlüsselkomponenten zusammen: einem winzigen, nur 2x2 mm großen fotoelektrischen Mikrochip, der chirurgisch unter die Netzhaut implantiert wird, einer speziellen Augmented-Reality-Brille mit integrierter Kamera sowie einem externen Prozessor. Dieser hochentwickelte Komplex ist in der Lage, visuelle Informationen aus der Umgebung in elektrische Signale umzuwandeln, die das Gehirn interpretieren kann. Das Funktionsprinzip basiert darauf, dass die Kamera der Brille die Szene mittels unsichtbarem Infrarotlicht auf das Implantat projiziert. Dieses wiederum generiert elektrische Impulse, welche die noch funktionierenden Nervenzellen der Netzhaut stimulieren.
Die Wirksamkeit des Systems wurde im Rahmen einer internationalen klinischen Studie umfassend belegt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden am 20. Oktober 2025 im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht. Die Analyse der Daten von 32 Studienteilnehmern nach einer Beobachtungsdauer von 12 Monaten zeigte beeindruckende Erfolge: Bei 26 Personen verbesserte sich die Sehschärfe signifikant, und 27 Teilnehmer waren wieder in der Lage, Buchstaben und Zahlen zu lesen. Im Durchschnitt erzielten die Probanden einen Fortschritt, der einer Steigerung um 25 Buchstaben auf der Standardtabelle entspricht – dies sind ungefähr fünf Zeilen. Mehr als 80% der Getesteten verzeichneten eine Verbesserung des Sehvermögens um mindestens 10 Positionen. Das Durchschnittsalter der Patienten, die an der Studie in 17 Zentren in fünf europäischen Ländern teilnahmen, lag bei 78,9 Jahren.
Professor José-Alain Sahel, einer der Hauptautoren der Studie und Direktor des UPMC Vision Institute, hob hervor, dass dies das erste Mal sei, dass der Versuch zur Wiederherstellung des Sehvermögens bei einer derart großen Anzahl von Menschen so überzeugende Resultate erbracht habe. Obwohl Nebenwirkungen, wie beispielsweise eine Erhöhung des Augeninnendrucks, verzeichnet wurden, klangen diese größtenteils rasch wieder ab. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass der potenzielle Nutzen die Risiken bei Weitem überwiegt. Der Augenarzt Mahi Muqit betonte jedoch, dass eine intensive Rehabilitation der Patienten unerlässlich sei, damit das Gehirn lernt, die neuen elektrischen Signale richtig zu verarbeiten und zu interpretieren. Die Technologie, die auf den bahnbrechenden Arbeiten von Professor Daniel Palanker von der Stanford University fußt, stellt einen Paradigmenwechsel in der Behandlung fortgeschrittener Stadien der AMD dar und bietet ein reales Instrument, um einen Teil des zentralen Sehvermögens zurückzugewinnen und die persönliche Autonomie der Betroffenen maßgeblich zu steigern.
Quellen
L'Est Républicain
Eye prosthesis restores sight to patients with incurable vision loss
Retinal Implant Restores Central Vision in Patients with Age-Related Macular Degeneration
Prima implant offers new hope for vision restoration in atrophic AMD
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