Die traditionelle Empfehlung, Vollmilch aufgrund ihres Gehalts an gesättigten Fettsäuren zu meiden, wird durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse zunehmend in Frage gestellt. Frühere Annahmen, die Vollmilch mit einem erhöhten Herzrisiko in Verbindung brachten, weichen einer differenzierteren Betrachtung. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass eine pauschale Ablehnung von Vollmilch überholt sein könnte und stattdessen das gesamte Ernährungsmuster im Fokus stehen sollte.
Die Wissenschaft rückt von der reinen Unterscheidung zwischen Voll- und Magermilch ab und betont die Bedeutung des gesamten Ernährungsplans. Experten weisen darauf hin, dass fermentierte Milchprodukte wie Joghurt und pflanzliche Alternativen eine wertvolle Rolle in einer ausgewogenen Ernährung spielen können.
Neuere Forschungsergebnisse legen nahe, dass Milchfett, entgegen früheren Annahmen, positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben könnte. Studien der letzten zehn Jahre deuten darauf hin, dass Fett aus Milch im Vergleich zu anderen Fettquellen gesundheitliche Vorteile bieten kann. Es gibt keine eindeutigen Beweise dafür, dass der Verzehr von Milchprodukten generell mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist. Im Gegenteil, einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Milchprodukte das Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus sogar leicht senken könnten.
Die Zusammensetzung des Milchfetts, beeinflusst durch die Fütterung der Kühe, enthält spezifische Fettsäuren, die in dieser Form nur in wenigen anderen Lebensmitteln vorkommen. Die Rolle von Vollmilch im Kontext der Herzgesundheit wird neu bewertet. Während gesättigte Fettsäuren historisch mit Herzrisiken in Verbindung gebracht wurden, zeigen neuere Analysen, dass es keine eindeutigen Beweise für einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Vollmilch und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt. Vielmehr scheint das gesamte Ernährungsmuster entscheidender zu sein als der Fettgehalt einzelner Milchprodukte.
Im Jahr 2019 lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Vollmilch in Deutschland bei 25,6 Litern. Die Debatte um Vollmilch ist vielschichtig und berücksichtigt neben gesundheitlichen Aspekten auch ökologische und ethische Überlegungen. Während pflanzliche Alternativen wie Hafer- oder Mandelmilch oft als umweltfreundlicher gelten, wird die Nachhaltigkeit von Milchprodukten ebenfalls diskutiert. Darüber hinaus deutet eine Metaanalyse aus dem Jahr 2020 darauf hin, dass Kinder, die Vollmilch konsumieren, ein geringeres Risiko für Übergewicht haben als Kinder, die Magermilch konsumieren. Dies ist besonders relevant für Länder mit niedrigem Einkommen, in denen der Konsum solcher Produkte begrenzt ist. Letztendlich scheint die moderate Aufnahme von Vollmilch im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung keinen signifikanten negativen Einfluss auf die kardiovaskuläre Gesundheit zu haben.