EU beschleunigt die Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze für Pakete
Bearbeitet von: Екатерина С.
Die Wirtschaftsminister der Europäischen Union haben auf der Ecofin-Sitzung, die am 13. November 2025 stattfand, eine weitreichende Entscheidung getroffen. Sie beschlossen, die Aufhebung der Zollvergünstigungen für grenzüberschreitende Paketsendungen aus Drittländern, deren Wert unter 150 Euro liegt, vorzeitig umzusetzen. Diese regulatorische Neuerung, die insbesondere von Italien und Frankreich vehement befürwortet wurde, soll nun bereits 2026 in Kraft treten. Dies bedeutet eine Vorverlegung um zwei Jahre im Vergleich zu den ursprünglich von der Financial Times berichteten Fristen. Zuvor hatte die Europäische Kommission vorgeschlagen, die Schwelle abzuschaffen und ab Mitte 2028 eine Gebühr von 2 Euro pro Paket zu erheben.
Diese Gesetzesinitiative zielt darauf ab, den Druck auf die internen Produktionssektoren der EU zu mindern. Dieser Druck entsteht durch den stetig wachsenden Zustrom preiswerter Waren von außereuropäischen E-Commerce-Plattformen, die mehrheitlich ihren Ursprung in der Volksrepublik China (VR China) haben. Die Zahlen der Europäischen Kommission belegen die Dringlichkeit dieser Maßnahme: Im Jahr 2024 wurden rund 4,6 Milliarden Pakete mit geringem Wert in die Europäische Union importiert, wobei über 90% dieser Sendungen chinesischer Herkunft waren. Die bisherige Zollbefreiung stellte somit eine massive Wettbewerbsverzerrung dar, die es nun zu korrigieren gilt.
Der italienische Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti begrüßte die Entscheidung vollumfänglich. Er betonte die kritische Notwendigkeit, unfairem Wettbewerb entgegenzuwirken, insbesondere im sensiblen Segment der Modeindustrie. Diese Maßnahme steht in engem Zusammenhang mit den gesamteuropäischen Bemühungen zur Bekämpfung des Phänomens der „Ultra-Fast Fashion“. Dieses Geschäftsmodell profitiert davon, extrem billige Produkte über die in der Region dominierenden asiatischen E-Commerce-Websites, wie Shein und Temu, zu vertreiben und dabei die Zollvorteile auszunutzen.
Vertreter der italienischen Industrie, darunter Luca Sburlati, der Präsident der Confindustria Moda, äußerten sich positiv zu diesem Schritt. Sie sehen darin eine unverzichtbare Voraussetzung, um die Langlebigkeit der Textil- und Bekleidungsproduktion innerhalb der Union zu gewährleisten und gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Ergänzend zu den zollrechtlichen Maßnahmen hat das Ministerium für Unternehmen und Made in Italy (MIMIT) Gesetzesänderungen zum Wettbewerbsgesetz initiiert. Diese zielen direkt auf Plattformen wie Shein und Temu ab und beinhalten die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility), um die Unternehmen stärker in die Pflicht zu nehmen.
Im Rahmen der umfassenderen Handelspolitik der EU spielte auch EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič eine wichtige Rolle. Er forderte die Beschleunigung der Einführung einer Gebühr für die Paketabfertigung bereits zehn Tage vor dem G20-Gipfel in Südafrika. Dort war geplant, Handelsfragen mit dem Vorsitzenden der VR China, Xi Jinping, zu erörtern. Die Europäische Kommission (EK) betrachtet die Einführung dieser Gebühr als einen entscheidenden Schritt zur Stärkung der Position der Europäischen Union angesichts der sich rasant wandelnden globalen Handelsrealitäten und zur Sicherung fairer Handelsbeziehungen weltweit.
Quellen
Il Sole 24 ORE
Brussels wants to accelerate crackdown on cheap Chinese parcels
Italy plans levy on low-value parcels to protect fashion industry
EU wants to tax parcels from China starting in 2026
Shein: France considers new tax on small packages as latest weapon against Chinese online retailers
Shein: Why French authorities struggle to regulate the fast-fashion giant
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