Archäologen haben in der antiken Stadt Laodikeia in der heutigen Provinz Denizli, Türkei, einen bemerkenswert gut erhaltenen römischen Versammlungssaal freigelegt. Diese Entdeckung, die im August 2025 bekannt gegeben wurde, beleuchtet die politische und gerichtliche Bedeutung der Stadt während der römischen Herrschaft. Der Versammlungssaal, der auf das späte 1. Jahrhundert v. Chr. datiert wird, weist ein einzigartiges architektonisches Design mit fünfeckigen Außenwänden und einem sechseckigen Innenraum auf. Diese Bauweise ist in Anatolien bisher nicht dokumentiert worden.
Die Struktur bot Platz für 600 bis 800 Mitglieder und diente als administratives und gerichtliches Zentrum von Laodikeia. Inschriften auf den Sitzen identifizierten Bürger, Älteste und Jugendliche, was auf eine gut organisierte Stadtverwaltung hindeutet. Ein daneben entdecktes Sitzstatue, die wahrscheinlich den Oberrichter darstellt, trägt einen nachträglich hinzugefügten Kopf, was auf Führungswechsel im Laufe der Zeit schließen lässt. Der Saal blieb bis ins 7. Jahrhundert n. Chr. in Gebrauch und unterstreicht seine langanhaltende Bedeutung.
Diese Ausgrabung fügt sich in die jüngsten Funde in Laodikeia ein, darunter einzigartige Skylla-Gruppenstatuen aus der hellenistischen Zeit, die im August 2024 entdeckt wurden. Die Restaurierung des antiken Westtheaters wurde im März 2025 abgeschlossen, was die kulturelle und historische Bedeutung der Stadt weiter hervorhebt.
Laodikeia, gegründet zwischen 261-253 v. Chr. von Seleukidenkönig Antiochos II., war einst ein bedeutendes Handelszentrum Kleinasiens. Seine strategische Lage und reiche Geschichte liefern weiterhin wertvolle Einblicke in das antike Stadtleben und die Verwaltung. Die Bedeutung von Laodikeia als politisches und administratives Zentrum wird durch die umgebende Agora, Archivhallen, einen großen Bäderkomplex und das größte Stadion der Region weiter unterstrichen.
Die architektonische Einzigartigkeit des Versammlungssaals, mit seinen fünfeckigen Außenwänden und dem sechseckigen Grundriss, stellt eine Premiere für die antike Architektur Anatoliens dar. Die Tatsache, dass dieser Saal fast 750 Jahre lang ununterbrochen genutzt wurde, zeugt von seiner zentralen Rolle in der Stadtgeschichte. Die Entdeckung ist nicht nur ein architektonisches Novum, sondern auch ein kultureller und historischer Schatz, der die Bewerbung Laodikeias als UNESCO-Weltkulturerbe stärken dürfte und sowohl akademisches Interesse als auch Tourismus in der Region fördern wird.