Ein internationales Astronomenteam unter der Leitung von Sam Taziaux von der Ruhr-Universität Bochum hat mit dem südafrikanischen MeerKAT-Radioteleskop ein faszinierendes astronomisches Phänomen entdeckt: einen nahezu perfekt kreisförmigen Radiokreis, katalogisiert als ORC J0356–4216. Dieses Objekt, das ausschließlich im Radiobereich sichtbar ist, weist eine symmetrische Doppelringstruktur mit einem Durchmesser von etwa zwei Bogenminuten auf, was einer realen Ausdehnung von rund 2,18 Millionen Lichtjahren entspricht. Die detaillierte Analyse dieser Entdeckung wurde kürzlich auf der arXiv-Plattform veröffentlicht.
Die Beobachtungen zeigten eine Polarisation von 20% bis 30%, wobei die Magnetfeldorientierungen den Konturen der Ringe folgten. Die genaue Entstehung solcher Radiokreise, auch „Odd Radio Circles“ (ORCs) genannt, ist noch Gegenstand intensiver Forschung. Aktuelle Theorien deuten darauf hin, dass sie das Ergebnis vergangener Aktivitäten eines aktiven galaktischen Kerns (AGN) sein könnten oder durch eine großräumige Schockwelle entstanden sind, die aus Wechselwirkungen oder Verschmelzungen von Galaxiengruppen resultiert. Die Infrarotfarben der Wirtsgalaxie, WISEA J035609.67–421603.5, die bei einer Rotverschiebung von 0,494 liegt, deuten auf einen AGN in einer elliptischen Galaxie hin, was die Hypothese einer AGN-bedingten Entstehung stützt.
ORC J0356–4216 ist Teil einer wachsenden Zahl von ORCs, die in den letzten Jahren, insbesondere durch das MeerKAT-Teleskop, entdeckt wurden. Diese geheimnisvollen Strukturen, die sich durch helle Radioemissionsringe an ihren Rändern auszeichnen, entziehen sich der Detektion in anderen Wellenlängenbereichen wie sichtbarem Licht, Infrarot oder Röntgenstrahlung. Die Erforschung dieser Objekte verspricht tiefere Einblicke in die Evolution von Galaxien und die dynamischen Prozesse, die in den Weiten des Universums ablaufen.
Die Ergebnisse dieser spezifischen Untersuchung wurden am 5. September 2025 auf arXiv veröffentlicht. Die Entdeckung von ORC J0356–4216 unterstreicht die Leistungsfähigkeit von Radioteleskopen wie MeerKAT bei der Aufdeckung bisher unbekannter Himmelsphänomene und erweitert unser Verständnis über die Vielfalt kosmischer Strukturen.