Ein supermassives Schwarzes Loch in der lichtschwachen Galaxie Segue 1 stellt Theorien zur Entwicklung kleiner Systeme in Frage

Bearbeitet von: Uliana S.

Im Zentrum dieses Bildes befindet sich die dunkelste Galaxie. Segue 1 ist eine sehr schwache Zwerggalaxie mit wenigen Sternen. Eine neue Studie zeigt, dass in ihrem Herzen ein unerwartetes, riesiges schwarzes Loch liegt.

Die astronomische Fachwelt diskutiert derzeit intensiv über eine bahnbrechende Entdeckung im Zentrum der ultraschwachen Zwerggalaxie Segue 1, die sich in einer Entfernung von 75.000 Lichtjahren von unserem Planeten befindet. Der Nachweis eines supermassiven Schwarzen Lochs im Kern dieses winzigen Systems widerspricht fundamental den gängigen Vorstellungen über die gravitative Architektur kleinerer Galaxien. Segue 1, die lediglich einige hundert oder tausend Sterne beherbergt, wurde traditionell als ein System betrachtet, dessen Stabilität primär durch den dominierenden Einfluss der Dunklen Materie bestimmt wird.

Die neuen, wegweisenden Forschungsergebnisse, welche am 14. Oktober 2025 in den Astrophysical Journal Letters veröffentlicht wurden, zeichnen jedoch ein völlig abweichendes Bild. Ein Expertenteam unter der Federführung von Nathaniel Lujan von der University of Texas in San Antonio gelangte zu der Erkenntnis, dass die beobachtete Dynamik der Sterne in der Galaxie am plausibelsten durch Modelle erklärt werden kann, die die Existenz eines massereichen zentralen Schwarzen Lochs voraussetzen. Karl Gebhardt, Professor für Astrophysik an der University of Texas in Austin und Co-Autor der wissenschaftlichen Arbeit, stellte klar, dass die Masse dieses kosmischen Objekts ungefähr 450.000 Sonnenmassen beträgt.

Dieses außergewöhnliche Massenverhältnis, bei dem das zentrale Schwarze Loch um ein Vielfaches massereicher ist als die gesamte sichtbare Sternenpopulation der Galaxie, ist singulär und erzwingt eine grundlegende Revision der fundamentalen Theorien zur Evolution von Zwergsystemen. Die detaillierten Modellierungen, die mithilfe von Beobachtungsdaten des W.M. Keck Observatory durchgeführt wurden, belegten eindeutig, dass nur das Szenario mit einem massiven Schwarzen Loch in der Lage ist, die schnellen und engen Umlaufbahnen der Sterne im Kern von Segue 1 präzise nachzubilden. Im Gegensatz dazu konnten Hypothesen, die auf einer Vorherrschaft der Dunklen Materie basieren, nicht mit den beobachteten kinematischen Daten in Einklang gebracht werden.

Diese spektakuläre Entdeckung eröffnet Forschern eine einmalige Gelegenheit, Prozesse zu untersuchen, die bislang nur durch die Beobachtung des weit entfernten, frühen Universums zugänglich waren, da Segue 1 ein unmittelbarer Nachbar der Milchstraße ist. Die Wissenschaftler vermuten, dass Segue 1 das nächstliegende Beispiel für sogenannte „kleine rote Punkte“ darstellen könnte – seltene, frühe Galaxien, in denen das Schwarze Loch und nicht die Dunkle Materie die zentrale Rolle bei der Strukturbildung spielt. Die Verbreitung derartiger extremer Massenverhältnisse zwischen Schwarzem Loch und Galaxie in Zwergsystemen wird einen mächtigen Impuls für die Neukonzeption des kosmischen Aufbaus und der Galaxienentwicklung liefern.

Quellen

  • Media Indonesia - News & Views -

  • Tiny galaxy, big find: Black hole discovered in nearby Segue 1

  • Tiny Galaxy, Big Find: Black Hole Discovered in Nearby Segue 1 | College of Natural Sciences

  • Enormous black hole unexpectedly found in tiny galaxy | Space

Haben Sie einen Fehler oder eine Ungenauigkeit festgestellt?

Wir werden Ihre Kommentare so schnell wie möglich berücksichtigen.