Beobachtungen, die von zwei ESA-Weltraumteleskopen durchgeführt wurden, Herschel (lila) und Euclid (weiße Rechtecke).
Die Ära der Sternengeburt neigt sich dem Ende zu: Euclid- und Herschel-Daten belegen Abkühlung des Universums
Bearbeitet von: Uliana S.
Eine internationale Gruppe von Astronomen hat mithilfe der kombinierten Daten der Weltraumteleskope „Euclid“ und „Herschel“ der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) eine tiefgreifende Schlussfolgerung gezogen: Die Ära der intensivsten Sternentstehung im Universum ist vorüber. Diese bahnbrechende Erkenntnis stützt sich auf die bislang präziseste Messung der Temperatur von Galaxien, die in der gesamten Beobachtungsgeschichte durchgeführt wurde. Die erfolgreiche Fusion der Beobachtungsdaten dieser beiden wegweisenden Missionen lieferte den entscheidenden Beweis für diesen kosmischen Wandel und das allmähliche Erlöschen der galaktischen Aktivität.
Diese Abbildung bietet einen Überblick über das Mosaik und die vergrößerten Bilder, die von der ESA-Mission 'Euclid' am 15. Oktober 2024 veröffentlicht wurden.
Ein zentraler und methodisch anspruchsvoller Schritt dieser Forschung war der Abgleich der aktuellen Informationen, die das im Jahr 2023 gestartete „Euclid“-Teleskop lieferte, mit den umfangreichen Archivdaten von „Herschel“, das von 2009 bis 2013 im Einsatz war. Die beteiligten Wissenschaftler, darunter Dr. Riley Gill von der University of British Columbia (UBC) und der renommierte Kosmologe Douglas Scott, konzentrierten sich auf die Analyse der thermischen Strahlung, die von Sternenstaub in einer riesigen Stichprobe von 2,6 Millionen Galaxien emittiert wird. Durch diesen detaillierten Vergleich konnten sie feststellen, dass die Durchschnittstemperatur dieser Galaxien in den letzten 10 Milliarden Jahren um bemerkenswerte 10 Kelvin gesunken ist. Dieses messbare Temperaturgefälle dient als direkter und unmissverständlicher Indikator für die signifikante Verlangsamung der Prozesse, die zur Geburt neuer Sterne führen.
Bild des Sternentstehungsnebels Messier 78 im sichtbaren Licht, aufgenommen vom Teleskop Euclid, das in 1.300 Lichtjahren von uns im Sternbild Orion liegt.
In der kosmischen Vergangenheit, als das Universum noch wesentlich jünger war, lagen die Raten der Sternenbildung etwa zehnmal höher als in der heutigen Epoche. Die Forscher betonen, dass Galaxien, die heißer waren und eine größere Menge an massereichen und heißen Sternen enthielten, auch die höchsten Entstehungsraten aufwiesen. Die nun beobachtete und quantifizierte Abkühlung des interstellaren Staubes in den Galaxien signalisiert im Grunde die fortschreitende Erschöpfung des notwendigen „Rohmaterials“ – des Gases und Staubes – für die Entstehung der nächsten Generation von Himmelskörpern. Dieses Ergebnis bestätigt die theoretischen Modelle, wonach das Universum seinen Aktivitätshöhepunkt überschritten hat und nun unaufhaltsam in eine Phase der allmählichen Abkühlung und Ruhe eintritt.
Das „Euclid“-Teleskop setzt derweil seine ambitionierte Mission fort, eine gigantische, hochauflösende dreidimensionale Karte des Kosmos zu erstellen. Bereits im März 2025 konnte die Mission wichtige Daten von 26 Millionen Galaxien veröffentlichen, die sich in einer Entfernung von über 10,5 Milliarden Lichtjahren befinden. An der umfassenden Untersuchung war eine große internationale Kollaboration beteiligt, die insgesamt 175 Spezialisten umfasste. Angesichts dieser Ergebnisse kommentierte Dr. Scott die Zukunft des Kosmos mit der ernüchternden Feststellung, dass „von nun an das Universum einfach kälter und toter werden wird“. Die beteiligten Wissenschaftler beeilen sich jedoch zu betonen, dass dieser tiefgreifende, unumkehrbare Prozess erst in vielen Dutzenden von Milliarden Jahren direkte Auswirkungen auf die Lebensbedingungen auf der Erde haben wird.
Besonders aufschlussreich waren die Daten über die frühesten Galaxien, die in der Stichprobe erfasst wurden. Diese zeigten eine Durchschnittstemperatur von lediglich etwa 35 Kelvin (was ungefähr -238 °C entspricht). Diese relativ hohe Temperatur in der Frühzeit des Kosmos deutet darauf hin, dass die Prozesse der Sternentstehung auf Hochtouren liefen, als das Universum erst etwa 500 Millionen Jahre alt war. Diese Beobachtung liefert eine starke empirische Bestätigung für die theoretischen Modelle zur thermischen Evolution des Kosmos und unterstreicht eindrücklich dessen dynamische und sich wandelnde Natur.
Quellen
TechRider.ro
Live Science
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