Eine Gruppe von Botanikern in Kolumbien hat einen bedeutenden Fund bekannt gegeben: Eine bisher unbeschriebene Pflanzenart, die vorläufig den Namen *Passiflora dulimae* trägt, wurde tief in der Combeima-Schlucht im Departamento Tolima entdeckt. Diese Entdeckung unterstreicht einmal mehr die außergewöhnliche Artenvielfalt, die die Andenregion kennzeichnet und die Notwendigkeit ihrer fortlaufenden Erforschung.
Die einzigartige Liane wurde in einer Höhe von etwa 2400 Metern über dem Meeresspiegel lokalisiert, unweit des Pfades, der zum Wasserfall La Plata führt. Das Gewächs zeichnet sich durch eine auffällige Morphologie aus: Seine weißen Kelchblätter bilden einen starken Kontrast zur hellgrünen Korona, die zusätzlich mit feinen violetten Sprenkeln verziert ist. Die Gattung *Passiflora*, zu der dieser Neufund gehört, umfasst über 500 Vertreter und ist weltweit bekannt für ihre sternförmigen, oft duftenden Blüten, deren Bestäubung in den tropischen Breitengraden typischerweise durch Kolibris erfolgt.
Die an der Beschreibung beteiligten Fachleute, darunter der Spezialist David Lozano-Cifuentes, äußerten umgehend ernste Bedenken hinsichtlich der Zukunft dieser Art. Untersuchungen belegen, dass *Passiflora dulimae* ein Endemit ist, der ausschließlich in Höhenlagen zwischen 2600 und 2900 Metern in der Gemeinde Ibagué beheimatet ist. Aufgrund seines extrem begrenzten Verbreitungsgebiets wurde der neue Passionsblumen-Typus bereits als „vom Aussterben bedroht“ (Kritisch Gefährdet) eingestuft. Diese Klassifizierung signalisiert, dass sich die Art höchstwahrscheinlich in einer kritischen Lage befindet und akuten Schutz benötigt.
Die Lebensräume dieser Pflanze sind massiven Bedrohungen ausgesetzt, die hauptsächlich von intensiver Viehwirtschaft und der anhaltenden Entwaldung in dieser Gegend ausgehen. Diese menschlichen Aktivitäten reduzieren den ohnehin schon knappen Lebensraum drastisch. Darüber hinaus lässt der Mangel an reifen, fruchttragenden Trieben auf einen möglicherweise geringen Bestäubungserfolg schließen. Dies stellt die langfristige Überlebensfähigkeit dieses potenziell endemischen Gewächses zusätzlich infrage. Eine unzureichende Bestäubung kann als deutliches Warnzeichen für eine Störung des empfindlichen Gleichgewichts im lokalen Ökosystem interpretiert werden und deutet auf eine gestörte Interaktion zwischen Pflanze und Bestäuber hin.
Als Reaktion auf diese Entdeckung und das Bewusstsein um die Fragilität der Art werden dringende Naturschutzmaßnahmen vorgeschlagen. Diese Initiativen umfassen nicht nur den sofortigen Schutz des Habitats, sondern auch die Etablierung einer engen Zusammenarbeit mit den lokalen Gemeinschaften. Eine solche Partnerschaft gilt als Schlüsselfaktor für die Bewahrung des einzigartigen biologischen Erbes der Combeima-Schlucht, da lokale Akteure oft die besten Wächter ihrer Umwelt sind. Die Bemühungen um den Schutz von *Passiflora dulimae* bekräftigen die allgemeine Verantwortung für die Integrität und den Erhalt der natürlichen Welt.