Anpassung von Tidestromia oblongifolia an extreme Hitze: Ein Modell für dürreresistente Nutzpflanzen

Bearbeitet von: Anulyazolotko Anulyazolotko

In den gnadenlosen Weiten des kalifornischen Death Valley, wo die Quecksilbersäule im Sommer regelmäßig über 50°C klettert, haben Wissenschaftler die bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit der Pflanze *Tidestromia oblongifolia*, bekannt als Arizona Honey Sweetbush, genauestens untersucht. Die im November 2025 veröffentlichten Forschungsergebnisse enthüllten, dass dieser einzigartige Wüsten-Endemit nicht nur in der Lage ist, extremen Hitzestress zu überstehen, sondern unter Bedingungen, die für fast alle anderen Spezies verheerend sind, sogar eine Beschleunigung seiner Wachstums- und Photosyntheseprozesse zeigt. Im Gegensatz zu verwandten, hitzetoleranten Arten, die bei der Simulation der extremen Death-Valley-Umgebung jegliche metabolische Aktivität einstellten, konnte *T. oblongifolia* in kontrollierten Laborexperimenten ihre Gesamtbiomasse innerhalb eines kurzen zehntägigen Zeitraums um das Dreifache steigern.

Die detaillierten Analysen wurden von einem Team der Michigan State University (MSU) durchgeführt, zu dem Professor Lee Seung-youn und die Spezialistin Karin Prado gehörten. Sie konnten feststellen, dass die Pflanze eine optimale Temperatur für die Photosynthese von rekordverdächtigen 45°C aufweist. Dieser Wert gilt als der höchste jemals bei bekannten höheren Pflanzen dokumentierte. Diese außergewöhnliche thermische Toleranz ist auf tiefgreifende zelluläre Umstrukturierungen zurückzuführen, die die Pflanze im Laufe ihrer Evolution entwickelt hat, um in diesen lebensfeindlichen Umgebungen zu bestehen.

Auf zellulärer Ebene identifizierten die Forscher entscheidende Anpassungsstrategien. Eine genaue Untersuchung zeigte eine bemerkenswerte Reorganisation der Organellen: Die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zelle, migrieren in die unmittelbare Nähe der Chloroplasten. Gleichzeitig verändern die Chloroplasten selbst, die für die lebenswichtige Fixierung von Kohlendioxid zuständig sind, ihre Morphologie. Sie nehmen eine einzigartige, schalenförmige Gestalt an, eine Form, die bisher bei höheren Pflanzen gänzlich unbekannt war. Diese strukturelle Modifikation scheint von entscheidender Bedeutung zu sein, da sie die Effizienz der CO2-Aufnahme massiv erhöht. Dies ist ein kritischer Faktor, um den Stoffwechsel auch unter extrem hohen Temperaturen und gleichzeitigem Feuchtigkeitsdefizit aufrechtzuerhalten.

Parallel zu den physiologischen Studien wurde das Genom von *Tidestromia oblongifolia* im Rahmen einer umfassenden genetischen Untersuchung, an der amerikanische und chinesische Spezialisten beteiligt waren, entschlüsselt. Diese genetischen Einblicke enthüllten spezifische Variationen in bestimmten Genen, die es der Pflanze ermöglichen, in den trockensten und heißesten Regionen der Erde zu florieren, wo die Sommertemperaturen regelmäßig 35°C überschreiten. Ein weiterer bemerkenswerter Befund ist die schnelle Reaktion auf Hitze: Innerhalb von nur 24 Stunden nach thermischer Belastung werden Tausende von Genen aktiviert. Diese Gene initiieren sofort Schutzmechanismen, die zur Stabilisierung von Proteinen und Zellmembranen dienen.

Ein Schlüsselelement dieser Hitzeresistenz ist die Fähigkeit der Pflanze, die Produktion des Enzyms Rubisco-Aktivase zu steigern. Dieses Enzym ist unerlässlich, um die Photosynthesefunktion selbst bei der kritischen Temperatur von 45°C aufrechtzuerhalten. Die Wissenschaftler betonen, dass diese durch Jahrmillionen der Evolution verfeinerten Mechanismen eine wertvolle „Roadmap“ für die moderne Agrartechnologie darstellen. *Tidestromia oblongifolia* liefert somit nicht nur ein Beispiel für das Überleben unter extremen Bedingungen, sondern fungiert als wegweisendes Modell für die Resilienz und Nachhaltigkeit des globalen Agrarsektors im 21. Jahrhundert.

Quellen

  • infobae

  • ScienceDaily

  • Phys.org

  • Science News

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