Tausende mittelalterliche Lederartefakte in Oslo aufgedeckt

Bearbeitet von: Tetiana Martynovska 17

Archäologen haben in Oslo, im Stadtteil Bjørvika, eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht: Tausende von gut erhaltenen Lederartefakten aus dem Mittelalter, die einen faszinierenden Einblick in das tägliche Leben der Norweger im 13. und 14. Jahrhundert gewähren.

Diese Funde, die zu über 80 Prozent aus Leder bestehen, wurden dank der wasserreichen, lehmhaltigen Hafenumgebung über Jahrhunderte hinweg außergewöhnlich gut konserviert. Die Ausgrabungen, geleitet vom Norwegischen Schifffahrtsmuseum in Zusammenarbeit mit dem Norwegischen Institut für Kulturerbeforschung, haben bereits über 2.900 Objekte zutage gefördert. Darunter befinden sich mehr als 227 Schuhe, wobei die Zahl voraussichtlich noch weiter steigen wird. Die Vielfalt der entdeckten Schuhe reicht von einfachen Designs bis hin zu hohen Stiefeln, und besonders aufschlussreich ist die Entdeckung von über 40 Paar Kinderschuhen. Diese kleinen, aber kunstvoll gefertigten Stücke spiegeln die gleichen Techniken und Materialien wider wie die Schuhe für Erwachsene und geben seltene Einblicke in die Kindheit im Mittelalter. Die Schuhe zeigen deutliche Gebrauchsspuren, was auf eine intensive Nutzung und Reparaturen hinweist – ein Zeugnis dafür, wie kostbar und langlebig diese Alltagsgegenstände waren.

Archäologen wie Marja-Liisa Petrelius Grue vom Norwegischen Schifffahrtsmuseum beschreiben die Funde als „wie ein mittelalterlicher Fußabdruck – greifbar, direkt, echt“. Neben den Schuhen wurden auch mindestens 20 Taschen und Beutel gefunden, die als unverzichtbare Accessoires vor der Verbreitung von Hosentaschen dienten. Zahlreiche Schwert- und Messerscheiden, einige davon mit dekorativen Verzierungen, wurden ebenfalls entdeckt, was die gängige Praxis des Tragens von Messern unterstreicht.

Diese Funde, die in einer mindestens drei Meter dicken Schicht lagerten, stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert, obwohl einige Objekte möglicherweise erst später in diese Schicht gelangten. Die Gegend von Bjørvika war einst Teil des Hafens an der Mündung des Flusses Alna. Die Artefakte gelangten wahrscheinlich durch saisonale Überschwemmungen dorthin und blieben unter den Bedingungen des Hafens erhalten. Die Konservierung in den dicken, sauerstoffarmen und nassen Tonschichten hat Materialien, die unter normalen Umständen längst verrottet wären, wie eingefroren in der Zeit bewahrt.

Diese bedeutende Entdeckung liefert unschätzbare Einblicke in die materielle Kultur, Mode, Handwerkskunst und sozialen Praktiken des mittelalterlichen Oslo. Die Funde sind von solcher Bedeutung, dass sie als eine der wichtigsten archäologischen Entdeckungen der letzten Jahre gelten. Die Ausgrabungen sind Teil eines größeren Stadtentwicklungsprojekts in Bjørvika, das auch die Entdeckung von Schiffsteilen und Anlegestellen aus dem 11. und 14. Jahrhundert umfasst hat, was auf eine lange maritime Geschichte des Gebiets hindeutet. Die Funde in Bjørvika, die von einfachen bis zu reich verzierten Schuhen reichen, bieten ein lebendiges Bild des mittelalterlichen Lebens, das durch die sorgfältige Arbeit von Handwerkern und die Notwendigkeit, Alltagsgegenstände zu reparieren und wiederzuverwenden, geprägt war.

Quellen

  • Fox Wilmington

  • Thousands of leather shoes, bags and sword scabbards discovered during dig in medieval harbor in Norway

  • Medieval leather treasures unearthed in Oslo reveal shoes, bags, and daily life 700 years ago

  • Trove of medieval treasures unearthed in Oslo

Haben Sie einen Fehler oder eine Ungenauigkeit festgestellt?

Wir werden Ihre Kommentare so schnell wie möglich berücksichtigen.