Bei Ausgrabungen in der urartäischen Festung Ayanis in der Türkei wurde ein bemerkenswertes archäologisches Fundstück entdeckt: ein 2.700 Jahre altes menschliches Skelett mit erhaltenen Gehirngeweberesten. Die Festung Ayanis, auch bekannt als Rusakhinili, wurde von König Rusa II erbaut und thront auf einem Hügel mit Blick auf den Vansee. Die Ausgrabungen werden von Professor Dr. Mehmet Işıklı von der Universität Erzurum Atatürk geleitet.
Die Überreste gehören einem 18-jährigen Mann und wurden zusammen mit Siegeln und Schmuckstücken gefunden, was auf einen hohen sozialen Rang hindeutet. Die urartäische Kultur, die vom 9. bis zum 6. Jahrhundert v. Chr. blühte, war bekannt für ihre militärische Stärke, ihre beeindruckende Architektur und ihre künstlerischen Errungenschaften, insbesondere in der Metallverarbeitung. Die Siegel, oft aus Stein, Gold, Silber oder Bronze gefertigt, dienten nicht nur als Identifikationsmittel, sondern auch als Amulette und trugen religiöse oder mythologische Darstellungen.
Besonders faszinierend sind die Fragmente von verkohltem Gehirngewebe, die im Schädel des jungen Mannes entdeckt wurden. Solche Erhaltungszustände sind äußerst selten und bieten Wissenschaftlern die einzigartige Möglichkeit, tiefere Einblicke in die Gesundheit und die Lebensweise der Menschen dieser Zeit zu gewinnen. Jüngste Forschungen haben gezeigt, dass Gehirngewebe unter bestimmten Umweltbedingungen überraschend gut erhalten bleiben kann, manchmal sogar, wenn andere Weichteile bereits zerfallen sind. Dies wirft ein neues Licht auf die potenziellen Einblicke, die aus solchen Funden gewonnen werden können, und erweitert unser Verständnis der archäologischen Konservierungsmethoden.
Die DNA-Analysen, die von Professor Dr. Yılmaz Selim Erdal von der Universität Hacettepe durchgeführt werden, könnten genetische Erkenntnisse über den Adel der Urartäer liefern und weitere Details über ihre Abstammung und ihre Beziehungen zu anderen antiken Völkern enthüllen. Die laufenden Ausgrabungsarbeiten zielen darauf ab, bis zu 75 % des Tempelbereichs für Besucher zugänglich zu machen. Unterstützt durch das Ministerium für Kultur und Tourismus und die Provinzverwaltung von Van, konzentriert sich das Projekt auch auf die Konservierung von Lehmziegelstrukturen, um die Attraktivität für Touristen zu erhöhen.
Die urartäische Festung Ayanis ist ein beeindruckendes Beispiel urartäischer Ingenieurskunst, die auf Erdbebensicherheit durch die Verwendung von ineinandergreifenden Steinen ausgelegt war. Diese Bemühungen zur Erhaltung und Zugänglichmachung des archäolischen Erbes ermöglichen es der Öffentlichkeit, tiefer in die faszinierende Welt der urartäischen Zivilisation einzutauchen und die historischen Stätten mit neuem Verständnis zu erkunden.