Archäologen haben in Vichama, nahe Caral in Peru, eine 3.800 Jahre alte Tonplastik entdeckt, die zwei miteinander verbundene Kröten darstellt. Dieses Fundstück, etwa 12 Zentimeter groß und in Rot und Schwarz bemalt, bietet Einblicke in die Bewältigungsstrategien der frühen Caral-Zivilisation angesichts ökologischer Herausforderungen. Kröten sind in der andinen Kultur traditionell Symbole für Wasser, Fruchtbarkeit und Wohlstand, insbesondere in Dürrezeiten.
Tatiana Abad, Leiterin der Forschungsarbeiten in Vichama, erklärt, dass die Kröte Fruchtbarkeit und die Verehrung von Wasser und Regen nach langen Dürreperioden symbolisiert. Diese Interpretation wird durch frühere Funde gestützt, wie Wandreliefs, die unterernährte Figuren zeigen. Diese Darstellungen deuten darauf hin, dass der Klimawandel einen erheblichen Einfluss auf den Niedergang der Caral-Zivilisation gehabt haben könnte. Die Siedlung Vichama, die zwischen 1800 und 1500 v. Chr. bewohnt war, entwickelte sich nach dem Zusammenbruch der ursprünglichen Caral-Stadt.
Caral, gegründet vor etwa 5.000 Jahren, gilt als das älteste städtische Zentrum Amerikas und wurde 2009 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Entdeckung der Krötenplastik unterstreicht die Anpassungsfähigkeit antiker Gesellschaften im Angesicht von Umweltkrisen. Die Bedeutung von Kröten in der andinen Kosmologie, wo sie mit Wasser und Regen assoziiert werden, ist ein wiederkehrendes Thema in der Archäologie Perus.
Berichte über Wandreliefs in Vichama, die magere Figuren sowie Szenen von Knappheit und Hoffnung darstellen, untermauern die Interpretation der Krötenplastik als eine Art Hilferuf oder Bitte um Veränderung während einer klimabedingten Krise. Ruth Shady, Direktorin der archäologischen Zone Caral, bestätigt diese Ansicht und hebt hervor, dass solche Funde die Widerstandsfähigkeit früher Gemeinschaften gegenüber Umweltveränderungen belegen und eine Botschaft für die heutige Zeit darstellen.
Die Caral-Zivilisation war bekannt für ihre fortgeschrittenen Bewässerungssysteme und ihr Verständnis für Umweltressourcen, was ihre Fähigkeit zur Anpassung an wechselnde klimatische Bedingungen widerspiegelt. Die fortlaufende Erforschung von Stätten wie Vichama und Caral enthüllt weiterhin die bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit und das tiefe Wissen antiker Kulturen im Umgang mit den Herausforderungen der Natur.